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Torben Hansen, Philipp und Keuntje, mit einer Replik auf Ausstieg und Klage von Stephan Rebbe

Torben Hansen, GF von Philipp und Keuntje (Foto: Philipp und Keuntje)
Torben Hansen, GF von Philipp und Keuntje (Foto: Philipp und Keuntje)

In dieser Woche kündigte Kolle Rebbe den Ausstieg seines Gründers und Beratungschefs Stephan Rebbe an. Gleichzeitig rechnete Rebbe in einem Zeitungsinterview mit der Branche ab. In diesem Zusammenhang sagte er z.B., Werbung sei unsexy geworden und keine der etablierten Agenturen habe wirklich eine Lösung für die Integration des Internet.

Im folgenden Gastbeitrag antwortet Torben Hansen, GF von Philipp und Keuntje, auf einen frustrierten Stephan Rebbe.


"Bis vor vier bis Jahren hätten wir Stephan Rebbe vielleicht Recht gegeben, dass Werbeagenturen alter Bauart – er nennt ja ganz selbstbewusst Kolle Rebbe in einer Reihe mit S&J und JvM – Gefahr liefen, unsexy oder langweilig zu werden. Das haben wir ja auch erkannt und ziemlich viel verändert: scheinbar Langweiliges (und für die Branche nicht Selbstverständliches) wie das Aufsetzen eines strukturierten, klaren Kernprozesses hat die Kolleginnen und Kollegen im projektlastigeren Tagesgeschäft entlastet und für Effizienz gesorgt. Der Leidensdruck war damals fast unerträglich geworden, heute saugen Bewerber unsere Ideen dazu gierig auf.

Anstrengend? Sicher. Unsexy? Der Markt sagt was anderes. Wir haben die bewährten Push-Mechanismen durch Pull ergänzt und klare Content-Strategien entwickelt, heute haben wir unter Führung meines Co-Geschäftsführers und früheren Verlegers Wolfgang Block redaktionelle Prozesse und Konzepte mit der klassischen Markenführung verknüpft, was ich extrem spannend und belebend finde. Bei uns bzw. mit uns arbeitet eine Vielzahl großartiger Journalisten daran, Markenkommunikation facettenreicher zu machen.

Anspruchsvoll? Unbedingt. Langweilig? Keineswegs. Wir haben die Arbeit mit einer Markenbestimmung als Kern und richtunggebendem Marken-Nordstern (an Stelle von 360°-Floskeln) systematisiert und auch ein Beratungsmodell etabliert, das viel klarer auf Wirkung – also Business-Relevanz – ausgerichtet ist als die früher gängige Ideen-Verkoofe alter Schule.

Wir bilden seit eineinhalb Jahren – endlich – unsere Leute auch intern systematisch in einem Programm sogenannter PUK-GYMs aus, statt sie nur sporadisch zu Seminaren zu schicken. Klar ist es eine zeitintensive Knochenarbeit, sein Wissen mit den nachwachsenden Talenten so zu teilen, aber auch eine, die einem viel zurückgibt und bei der man selber dazulernt.

Und fast hätte ich es vergessen, weil es schon so normal geworden ist: natürlich hat die Zusammenarbeit mit vielen in- und externen Spezialisten für digitale Aufgaben zu Knirschen im Gebälk geführt. Aber eben auch zu spannenderer und nützlicherer Kommunikation, die früher gar nicht vorstellbar war. Das alles läuft bei uns unter dem Motto 'Neu ist normal' – und ist alles andere als langweilig, weil wir damit viel häufiger als früher auf Augenhöhe mit dem C-Level oder Unternehmer mitreden, nicht nur über Werbung, sondern über Strategie, Produkt und Vermarktung.

Natürlich gibt es auch mal eine Ladung Frust, aber dann muss man ran, was ändern. Unsere Branche wird jedenfalls nicht dadurch attraktiver, dass wir sie schlechtreden. In einem allerdings hat Stephan natürlich Recht – aber gerade das macht uns wieder für den Nachwuchs zeitgemäßer und sexier: die Zeit der alleinherschenden Gurus ist vorbei, respektvoller Austausch, Lernen, sich gegenseitig ergänzen und persönliche Mastery anstreben, die nicht zu Lasten der Kollegen geht, sondern sie inspiriert, das sind eher Arbeits- und Lebensvorstellungen, die den Millennials entgegenkommen. Ideen sind heute eben anders – und ja, oft auch technologisch inspiriert und ermöglicht, aber nicht nur – und sie entstehen mehr durch Co-Kreation als durch eitle Kreativ-Stars, ist doch großartig! Übrigens: eben schaute noch Wolfgang Block bei mir rein – ich fragte ihn, ob ihm langweilig sei: Nö!"


Hier geht es zu unserer Online-Meldung über Rebbes Ausstieg.