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Arbeiten wo und wann auch immer

Arbeitgeber aus der Agenturbranche folgen den Forderungen von Bewerbern nach Arbeitsmodellen © Bertold Werkmann - fotolia
Arbeitgeber aus der Agenturbranche folgen den Forderungen von Bewerbern nach Arbeitsmodellen © Bertold Werkmann - fotolia

Agenturen gelten als Schinder-Arbeitgeber, bei denen Überstunden zum Standardprogramm gehören. Einige räumen nun mit dem negativen Image auf und starten Offensiven zu flexiblen Arbeitszeitmodellen, um neue Mitarbeiter für sich zu gewinnen und zu halten.

Bei der Umsetzung derselben gibt es jedoch stellenweise Probleme. In der Agenturbranche herrscht starke Konkurrenz. Dienstleister müssen für ihre Kunden lange verfügbar sein und schnell reagieren können. Benjamin Minack, Gründer und Geschäftsführer von ressourcenmangel, kann darin keinen Widerspruch zu flexiblen Arbeitszeiten erkennen: "Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Kennen Sie Mitarbeiter, die von 9 bis 19 Uhr durchgehend für ihre Kunden erreichbar sein können, wollen oder müssen? Ich halte das nur in Krisensituationen für angemessen. Ein reguläres Projekt ließe sich auf diese Weise niemals ordentlich führen."

Laut Tina Ernsting, verantwortlich für Human Resources bei elbkind, siegt an dieser Stelle das mobile und digitale Zeitalter: "Wir sichern unseren Kunden eine 100-prozentige Erreichbarkeit in den Kernarbeitszeiten zu. Unsere Mitarbeiter sind ja trotz der Flexibilität mobil online via Mail sowie selbstredend telefonisch erreichbar, und Teamkollegen im ständigen Austausch miteinander vernetzt." Allerdings sei die Kompatibilität von Erreichbarkeit, Flexibilisierung und Abschaffung der Anwesenheitspflicht ab einem gewissen Positionslevel nur mit der Tatsache möglich, dass immer ein Mitarbeiter-Backup gesichert sei.

Ferner nennen Kritiker von den heutigen Modellen auch Schnittstellen und Übergaben als Problem-Faktoren für die Realisierbarkeit von alternativen Arbeitszeitmodellen. "Schnittstellen und Übergaben zwischen diesen sind in jeder Organisation eine Herausforderung", sagt Minack. "Sie sauber in und zwischen Projektteams zu gewährleisten, ist die Grundvoraussetzung für qualitativ hochwertige Arbeit im Interesse von Kunde und Agentur. Völlig unabhängig davon, ob es sich um eine Urlaubsübergabe, eine Krankheitsvertretung oder eben die geteilte Verantwortung für eine Aufgabe handelt. Entweder man kann das – oder eben nicht. Und Können ist hier nur eine Frage des Wollens." Auch Winfried Bergmann, Personalchef der Serviceplan Gruppe, meint, dass flexible Arbeitszeit-Modelle in die digitalisierte Ressourcen-Planung der Arbeitsprozesse einer Agentur integriert werden müssen. Dann sei immer klar, wer wann am Arbeitsplatz ist und wer im Krankheitsfall gegebenenfalls vertreten kann. Das sei bei Serviceplan aber jedoch erst in Teilen realisiert. Deshalb gelte in allen anderen Fällen: Dauerhaft reduzierte Arbeitszeiten fest in die Prozesse (auch Joblisten etc.) einzuplanen, an Kunden zu kommunizieren und Übergaben bzw. Schnittstellen fest im wöchentlichen Arbeitstakt zu verankern (dazu kurze wöchentliche Serienmeetings vereinbaren). Spontan reduzierte Arbeitszeiten (tägl. Arbeitsbeginn und -ende) müssen so rechtzeitig im Team angekündigt werden, dass Präsenzpflichten gegenüber Kunden gewährleistet seien, d.h. genügend Kollegen anwesend sind, um die Jobs zu realisieren. Sei dies nicht der Fall, erlischt temporär die Möglichkeit für "Biergarten ab 17 Uhr". Die Entscheidung darüber liege dezentral in der Verantwortung der Teamleiter, nicht der Geschäftsführer, denn die Teamleiter seien näher dran.

Was die drei Personalverantwortlichen von Serviceplan, elbkind und ressourcenmangel außerdem zu den Beweggründen für die neuen Arbeitsmodelle innerhalb ihrer Agenturen zu berichten haben, lesen Interessierte in der 'new business' Print-Ausgabe 48. Ein Probe-Abo kann hier bestellt werden.