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Rückblick auf 2016: Hochkonjunktur für Mogeleien

Alex Römer (Foto: Römer Wildberger)
Alex Römer (Foto: Römer Wildberger)

Das Award-Jahr 2016 war geprägt von einigen Diskussionen rund um sogenannte "Fake"-Arbeiten, sich stetig ändernde Credits und der Neuzuordnung von Arbeiten eines Agenturstandortes an ein anderes Büro. Davon war etwa der 'I Sea'-Case von Grey Singapore betroffen: Eine App, die Flüchtlinge im Mittelmeer retten sollte, und innerhalb weniger Wochen aus dem App Store verschwand. Grey sah sich gezwungen, in Folge des medialen Rummels um die fälschliche Prämierung in Cannes, den Award zurückzugeben.

"Tausche Oma gegen Award", meint Alex Römer, Geschäftsführer der Berliner Agentur Römer Wildberger, die in diesem Jahr erstmals unter den Top 30 Agenturen im Kreativranking des Schwester-Titels 'Red Box' angesiedelt ist. "Es gibt Leute, die würden ihre Großmutter weggeben für eine Medaille. Das ist übrigens auch bei Kaninchenzüchtern und Gurkenhobeldesignern so. Klar wird Moral da gedehnt. Man sollte aber mit all den großen Egos nicht so hart ins Gericht gehen. Schließlich sind sie es, die für Fortschritt sorgen."

Guido Heffels von Heimat bemerkt, dass sich über die Jahre eine "ungesunde Gier nach Kreativpunkten" entwickelt habe, um "irgendwie aufs Treppchen zu kommen". Dazu scheine jedes Mittel recht zu sein. "Interessanterweise ist im Nachgang zu einigen Wettbewerben erst einmal viel darüber zu lesen, dann endet die Diskussion abrupt. Wenig verwunderlich, denn wir reden hier von einer millionenschweren Industrie inklusive Lobbyismusabteilung", so Heffels (…).

"Es ist unglaublich, zu was uns dieser ganze Hype um Awards gebracht hat", meint auch Myles Lord, Geschäftsführer Kreation bei DDB Berlin. "Werbeagenturen stehen unter immensem Druck, auf Award-Shows und in den jährlichen Rankings der Presse vertreten zu sein. Das kostet eine Menge Geld und eine Menge Zeit. Es ist einfach naheliegend, dass Agenturen alles Mögliche versuchen werden, um an der Spitze oder zumindest sichtbar in den Ranglisten vertreten zu sein." (…)

Andreas Pauli ist der Moniererei um die Awards leid: "Ich kann's nicht mehr hören! Jede einzelne Agentur muss selbst wissen, was sie tut und was nicht." Bezüglich der Credits werde es in Zukunft nicht einfacher werden. Vielmehr würden immer mehr Arbeiten entstehen, an denen nicht nur eine Agentur beteiligt war. Wichtig sei: Wer keinen echten Beitrag geleistet hat, hat in den Credits nichts zu suchen. Aber auch das liegt in der Verantwortung jeder einzelnen Agentur.

Was die vier außerdem über das Award-Jahr 2016 und die Entwicklungen in der Werbe-Szene in 2017 zu sagen haben, lesen Interessierte in der 'new business' Print-Ausgabe 1-2. Ein Probe-Abo kann hier bestellt werden.