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Von Eliza zu Samantha

Dr. Peter Figge, CEO der Jung von Matt AG
Dr. Peter Figge, CEO der Jung von Matt AG

Dr. Peter Figge, CEO der Jung von Matt AG, schreibt in einem Gastbeitrag in unserer Printausgabe 1/2018 über Künstliche Intelligenz. Sein Ansatz: Warum KI in 2018 ein spannendes Thema bleibt, das noch mehr Fahrt aufnehmen wird und dem wir weiterhin große Aufmerksamkeit schenken sollten. Hier ein Auszug aus dem Beitrag:


"KI, Deep Learning, Machine Learning, Conversational Chatbots, Predictive Analytics… Die Liste der Begriffe, die im Kontext der Diskussion um Künstliche Intelligenz umherschwirren, ließe sich problemlos verlängern. Und auch die Beurteilung der Bedeutung des Themas KI ist extrem uneinheitlich. Für die Fans Künstlicher Intelligenz hat in 2017 ein weiterer großer Meilenstein auf dem Weg zur echten Künstlichen Intelligenz stattgefunden. Denn die KI-Anwendung Alpha Go Zero der Google-Firma Deep Minds hat in dem anspruchsvollen Brettspiel Go nicht nur alle Vorgängerversionen überragend geschlagen, sondern vor allem ein wesentliches Kriterium für "schwere" künstliche Intelligenz erfüllt: Sie hat sich ihr Wissen ohne menschliche Hilfe selbst beigebracht.

Gleichzeitig hat im Bereich der Massenanwendungen der digitale Sprachassistent Echo Dot in den USA nicht nur das Weihnachtsgeschäft von Amazon beflügelt. Es war sogar das meistverkaufte Produkt über alle Produktkategorien hinweg.

Eine wesentliche Entwicklung dafür, dass wir das Thema Künstliche Intelligenz keinesfalls unterschätzen sollten: die Explosion der Möglichkeiten zur Kundenansprache und -interaktion. Hier öffnet sich eine Schere zwischen den Anforderungen an Schnelligkeit, Omnipräsenz und Individualität des Marketings einerseits und den verfügbaren Ressourcen andererseits. Ohne die Mitarbeit intelligenter Maschinen wird sich diese Kluft nicht verringern lassen. Die Verarbeitung von großen Datenmengen durch KI und maschinelles Lernen muss moderne Marketingprozesse wie Individualisierung, Kundensegmentierung, Mediaoptimierung oder User Experience unterstützen.

Hohe Konversationsfähigkeit entscheidend
Wesentlich erscheint mir für die langfristige Entwicklung des Einsatzes aller Formen künstlicher Intelligenz die Weiterentwicklung der Konversationsfähigkeit der verschiedenen Geräte von Google Home oder Amazon Echo bis hin zu Sprachassistenten im Auto oder Wearables. Die akustische Erkennung menschlicher Sprache, die inhaltliche Verarbeitung gesprochener Sätze, die Einschätzung des Kontextes und die Suche nach einer passenden Antwort, alle diese Teilfunktionen haben in den letzten Jahren deutlich größere Fortschritte gemacht, als wir es erwartet haben.

Begonnen hat die Entwicklung bereits 1966 mit einer Konversationssoftware mit dem schönen Namen Eliza, die von dem jungen amerikanischen Wissenschaftler Joseph Weizenbaum mit der Fähigkeit versehen wurde, aus den Sätzen von Nutzern Schlüsselwörter herauszufiltern und damit grammatikalisch korrekte Antworten zu formen.
In der Simulation psychotherapeutischer Situationen zeigte sich das Programm sehr erfolgreich. Auf Aussagen wie "Ich bin unglücklich, ich brauche Hilfe!" reagierte Eliza mit einfühlsamen Sätzen wie "Und was würde es für dich bedeuten, Hilfe zu bekommen?" Zu seiner großen Bestürzung musste Weizenbaum feststellen, dass selbst seine Sekretärin sehr schnell vergaß, dass das vermeintlich einfühlsame Gegenüber nur eine Datenbank war, die mit Satzbausteinen spielte.

Fast fünfzig Jahre später faszinierte uns 2013 Scarlett Johanssons Stimme, die dem Betriebssystems Samantha im dem Film 'Her' eine Identität gab. 'Her' beflügelte die Fantasien eines rasanten Evolutionsverlaufes virtueller Assistenten.

Fehlerrate bei Spracherkennung sinkt
Es gibt aus technologischer Sicht noch viele gut begründete Zweifel, die eine Entwicklung, wie sie Samantha darstellt, auf lange Sicht unmöglich erscheinen lassen. Beide Beispiele weisen aber auf einen zentralen Erfolgsfaktor digitaler Assistenten hin, völlig unabhängig davon, wie intelligent oder unintelligent die dahinter liegenden Systeme nach objektiven Kriterien tatsächlich sind: Entscheidend ist unsere subjektive Wahrnehmung und menschliche Beurteilung, wie sinnstiftend die Unterhaltung ist, als wie entlastend wir den Dialog empfinden und wie natürlich sich die Interaktion für uns anfühlt.

Und hier haben die unterschiedlichen Assistenzsysteme bereits große Fortschritte gemacht und werden in den nächsten Jahren weitere große Fortschritte machen. So sinken z.B. die Fehlerraten in der Spracherkennung um beeindruckende 20 % pro Jahr und ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Und wer hätte zum Verkaufsstart von Amazon Alexa vor drei Jahren die Marktentwicklung vorhergesagt, die stattgefunden hat?"

Den gesamten Beitrag können Sie in unserem Printheft lesen (Bestellung hier)