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Publicis Pixelpark: "Size does matter again"

Wollen 2019 in die Top 10 der Kreativrankings: Publicis Pixelpark CEO Dirk Kedrowitsch und CCO Timm Weber (Foto: Publicis Pixelpark/Bettina Lorena Pingel)
Wollen 2019 in die Top 10 der Kreativrankings: Publicis Pixelpark CEO Dirk Kedrowitsch und CCO Timm Weber (Foto: Publicis Pixelpark/Bettina Lorena Pingel)

"Wir haben 2018 so stark über sämtliche Brands und Standorte hinweg gearbeitet wie nie zuvor", sagt Dirk Kedrowitsch, CEO von Publicis Pixelpark, den new business zusammen mit CCO Timm Weber im neuen Domizil der Agenturgruppe interviewt hat. In dem denkmalgeschützten Gründerzeit-Bau am Heidi-Kabel-Platz arbeiten insgesamt 250 kreative Köpfe von Publicis Pixelpark, aber auch den Hamburger Netzwerk-Schwestern MSL und Sapient zusammen.

new business: Einen Steinwurf zur Alster, keine 500 Meter zur Elbe: Besser geht´s in Hamburg eigentlich nicht. Und dann auch noch tausend Quadratmeter mehr – es scheint, als hätte sich Publicis Pixelpark hier einiges vorgenommen. Gibt es das Konzept des Hamburger Hauses eigentlich noch?
Dirk Kedrowitsch: Das 'Hamburger Haus' war ja ein Begriff, der beim Zusammenwachsen von Publicis und Pixelpark entstanden ist. Da das inzwischen lange abgeschlossen ist, bedarf es jetzt keiner Programmatik mehr.

Timm Weber: Von den unterschiedlichen Vergangenheiten merkt man heute überhaupt nichts mehr. Publicis Pixelpark sieht sich als eine Firma, wir nutzen die unterschiedlichen Kompetenzen so, wie es sinnvoll ist.

nb: Man hat von Publicis Pixelpark vergleichsweise wenig gehört im letzten Jahr...
Kedrowitsch: PR zu machen, hat bei uns nicht alleroberste Priorität. Aber bei sieben Standorten und 850 Leuten, kommt da schon einiges heraus. Wir haben große Webprojekte gemacht, z. B. für Grohe, wir haben große E-Commerce-Projekte umgesetzt, wir haben tolle Neugeschäftskunden gewonnen… Allesamt digitale Transformationsprojekte, die über drei, vier Jahre laufen, bei denen die gesamte digitale Infrastruktur für die Unternehmen von vorne bis hinten auf- bzw. umgebaut wird. Auch Mercedes hat uns noch ganz schön beschäftigt. Wir haben einige Leute in die neu gegründete Einheit überführt, das ganze Berliner Data-Team ist zu Emil gegangen. Wir haben internationale Pitches mit den Saatchis gemacht, beispielsweise für BSH, wir haben mit den Leo Burnetts gepitcht, und wir haben natürlich auch unsere eigenen Sachen gemacht.

nb: Zum Beispiel?
Weber: Wir haben mit Claas zum Beispiel einen der weltweit größten Landmaschinenhersteller gewonnen. Und tolle Transformationsprojekte wie Grohe, Eppendorf AG, Lapp oder Triumph Adler. Und wir konnten unser Bestandskundengeschäft ausbauen… Es ist echt viel los.

Kedrowitsch: Ich hab damals, während meiner Zeit bei Springer & Jacoby, ein paar grundlegende Verhaltensmuster gelernt, die ich immer noch verinnerlicht habe, zum Beispiel: Erstmal machen und erst dann drüber reden. Dazu kommt, dass wir ja nicht nur Kommunikation machen, sondern immer stärker auch in den Business-Bereich hineingehen. Wir arbeiten oft an Dingen, die man gar nicht mal eben so erzählen kann. In Erlangen haben wir zum Beispiel viele neue Projekte für Siemens generiert. Das ist alles nichts, worüber die Fachpresse redet. Aber Siemens ist auch so ein Unternehmen, das sich ständig neu erfindet – und so müssen auch wir uns jeden Tag wieder qualifizieren, neu behaupten und natürlich auch abliefern.

nb: Sie sagen, es werde immer mehr Geschäft im Business-Bereich generiert. Versteht sich Publicis Pixelpark überhaupt noch als Kommunikations- bzw. Werbeagentur?
Kedrowitsch: Wir sehen uns heute eher als eine Plattform, die für die Kunden genau die Leute zusammenbringt, die wirklich Lösungen schaffen – und dadurch sind wir ganz anders aufgestellt. Wir können solche komplexen Business-Aufgaben lösen, weil wir nicht nur von der rein kommunikativen Denkweise her kommen, sondern auch von der prozessualen, von der technologischen und von der inhaltlichen. Wir haben zum Beispiel in Berlin den Schwerpunkt auf dem Thema Cloud-Solutions, die E-Commerce-Experten in Köln, die B2B-Experten in Erlangen, die Content-Experten in München – dadurch entstehen natürlich ganz andere Sichtweisen und auch Projekte.

nb: Eine Plattform, die die richtigen Leute zusammenbringt – innerhalb von Publicis Pixelpark oder auch agenturübergreifend?
Kedrowitsch: Sowohl als auch. Claas zum Beispiel betreuen wir mit Kollegen aus München, dort ist das Projekt aufgehängt. Wir haben aber auch Strategen von Saatchi Pro aus Berlin mit dabei, ebenso wie Mitarbeiter aus Hamburg. Gesteuert wird die Zusammenarbeit über Kundenteams – und es ist egal, wo sie ansässig sind, von welchen Agenturmarken oder welchem Standort sie kommen, weil wir alle auf den gleichen Prozessen und den gleichen Grundlagen arbeiten. Auf diese Weise können wir mehr Expertenwissen zusammenbringen. Vor zwei Jahren haben wir angefangen, das umzusetzen. Und es ist inzwischen immer gefragter, weil die Einzelaufgaben so speziell geworden sind, dass man gar nicht an einem Ort so viel Ressourcen vorhalten kann, um bestimmte spezielle Probleme gut zu lösen. Wir haben in diesem Jahr so stark über sämtliche Brands und Standorte hinweg gearbeitet wie nie zuvor.

"Mir fällt im Moment keine Aufgabe ein, für die wir keine Lösung hätten" (Kedrowitsch)

nb: Wie sieht das in konkreten Projekten aus?
Kedrowitsch: Ein Beispiel: Wir betreuen in Hamburg seit jeher einen großen internationalen Kunden der Finanzwelt, dessen Kampagnen bei der Lead-Agentur Saatchi London kreiert wurden und wir haben viel Adaption übernommen. Sprich: Die Kollegen hier waren bisher zuständig für Transkription und Marktanpassung. Nun kommt der Kunde auf uns zu und sagt, wir müssen unsere gesamte Kommunikation ändern, müssen uns breiter aufstellen, digitaler werden, wir brauchen "Game Changer"-Ideen. Also haben wir das Team, das bisher in Hamburg auf dem Kunden gearbeitet hat, aus verschiedenen Standorten und Agenturmarken heraus innerhalb weniger Tagen verstärkt und können nun sämtliche Anforderungen an eine moderne Wertschöpfungskette entlang der Customer Journey erfüllen. Das wäre vor fünf Jahren so noch nicht möglich gewesen.

nb: Wie sieht das aus, wenn es nicht um singuläre Projekte geht sondern um umfassende Mandate?
Kedrowitsch: Wir haben deutschlandweit eine ganz neue Struktur. Alle Agenturen sind nach Kundenteams organisiert, aber ein Kundenteam muss nicht aus einer einzigen Agenturmarke stammen oder von nur einem Standort kommen. Es gibt jeweils einen Client Partner, dazu einen Client Delivery Lead und einen Creative oder Technology Lead – je nachdem, welchen Schwerpunkt der Auftrag hat. Das Mercedes-Team, das wir neben Emil haben, besteht aus Leuten in Hamburg und Berlin. Beim Dräger-Team liegt der Lead in Hamburg, es sind aber auch Mitarbeiter aus Köln und Berlin dabei. Durch die Client Centricity entsteht ein Wir-Gefühl, der Kunde hat einen Ansprechpartner und kann aber aus dem gesamten Portfolio wählen.


Die Agentur residiert auf den obersten drei Etagen des denkmalgeschützten Gründerzeit-Baus. Neuer Nachbar im Haus ist der Rowohlt Verlag (Foto: Publicis Pixelpark/Bettina Lorena Pingel)


nb: Stichwort Cannes: In diesem Jahr will Publicis ja wieder auf den Award-Bühnen präsent sein. Mit welchen Arbeiten gehen Sie an den Start?

Weber: Wir schicken als Publicis Communications ein, denn wir sehen uns als Einheit und da wollen wir natürlich auch unsere kreative Kraft bündeln. Auf die Hochbahn bin ich gespannt, auf Puma, den Lanserhof, es gibt einen tollen Dräger-Case – kurz: Es sind Sachen im Rennen. Es ist natürlich nie genug, aber ich bin guter Dinge.

Kedrowitsch: Awards sind ja auch toll – sie sind einfach gut, um Kunden zu zeigen, dass man da ist. Und man braucht sie, um Talente zu gewinnen. Das einzige, wo wir nicht mitspielen wollen, sind Award-Arbeiten auf Teufel komm raus. Wir machen die Cases mit unseren Kunden, es sind richtig gute Arbeiten, da können wir stolz drauf sein. Zum Glück geht der Trend dahin, dass es immer weniger dieser reinen Festival-Arbeiten gibt.

Weber: Und ich finde einen Punkt wichtig in der Frage, was wir pushen: Hilft es uns, unsere Positionierung klar zu machen? Publicis Pixelpark will 'Neues schaffen aus Ideen und Technologie', und alles, was dafür als Beweis antritt, ist super. Sie werden also wenig Printkampagnen von uns sehen – obwohl so etwas handwerklich natürlich immer noch toll sein kann. Aber unser Ziel ist zu zeigen, wie Ideen und Technologie zusammengehen. Das stellen wir in den Fokus.

nb: Was ist Ihr Anspruch für die kommende Wettbewerbssaison?
Weber: Wir wollen in die Top 10 der Kreativrankings. Das ist unser Ziel.

nb: Was steht sonst noch auf der Agenda? Gibt es zum Beispiel Überlegungen, die deutsche Publicis-Agenturlandschaft weiter auszubauen?
Kedrowitsch: M&A ist ein geschlossenes Biotop, das liegt komplett auf internationaler Ebene. Wir liefern lediglich Input nach Paris und sagen zum Beispiel, wir könnten uns gut vorstellen, uns in diesem und jenem Bereich zu verstärken – entweder thematisch oder aber mit dem Blick speziell auf einzelne Targets. Das tun wir oder haben wir auch getan. Aber im Moment sind wir als 'Power of One' 1.650 Leute in ganz Deutschland. Wir haben mit MetaDesign eine der besten Adressen im Bereich Marke und Brand Design im Netzwerk. Wir haben mit MSL die drittgrößte PR-Agentur der Welt als Partner. Wir haben mit Saatchi & Saatchi, Leo Burnett und Publicis Pixelpark drei Kreativmarken am Start und unser Business ist hochgradig digital. Mir fällt im Moment keine Aufgabe ein, für die wir keine Lösung hätten.

Weber: Und wir wollen erst einmal den Schatz heben, der da ist. Ich hab das Gefühl, Größe ist wieder viel relevanter geworden. Es hieß ja eine Zeit lang mal, 'Ach, die lahmen Netzwerke'. Inzwischen ist es aber durch die gestiegene Komplexität der Aufgaben viel wichtiger geworden, die nötigen Kompetenzen an Bord zu haben. Nicht nur im Organigramm, sondern wirklich nutzbar, und zwar mit Menschen, mit denen man gut zusammenarbeitet. Und das funktioniert bei uns. Das war für mich die Erkenntnis des letzten Jahres: Size does matter again.

(Interview: Merle Strahlendorf, Ilka Schwabedissen)