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Ökonomische Bedrohung der Zeitschriftenverlage nimmt deutlich zu

Die Krisen der vergangenen Jahre und Monate setzen den klassischen Printmedienhäusern ordentlich zu. Laut einer Branchenanalyse der Unternehmensberatung Schickler und des Medienverbands der freien Presse (MVFP) sind bis zum Jahr 2024 32 Prozent bzw. über 2.000 der rund 7.000 im Verband organisierten Magazintitel in ihrer Existenz gefährdet oder stark gefährdet. 

Durch den am 24. Februar 2022 gestarteten Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine haben sich kritische Faktoren wie der rasante Anstieg der Energie- und Papierpreise noch einmal verschärft. Auf seiner heutigen (26.4.2022) Jahrespressekonferenz in Berlin betonte der MVFP, dass diese nicht kompensierbaren Kostensteigerungen (neben den genannten Bereichen betrifft das auch die Postzustellung) die Vielfalt der journalistischen Medien in Deutschland in ihrer Substanz bedrohe.

Die Geschäftsjahre 2021 und 2022 der Zeitschriftenbranche

Im vergangenen Geschäftsjahr haben die Zeitschriftenverlage unter Einbeziehung nicht publizistischer (sonstiger) Geschäftsfelder laut MVFP ihren Gesamtumsatz um 3,2 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro leicht steigern können (2020: 18,8 Mrd. Euro) – das Vorkrisenniveau konnte damit nicht erreicht werden (2019: 20,2 Mrd. Euro). Erzielt haben sie das leichte Umsatzplus im Wesentlichen durch ein 15-prozentiges Plus der sonstigen Geschäftsfelder von 3,84 auf 4,42 Milliarden Euro. Die Geschäftsbereiche Print-Anzeigenmarkt und Print-Vertrieb verzeichnen für das vergangene Jahr ein Minus von 0,7 Prozent und 4 Prozent.

Für das Geschäftsjahr 2022 erwarten die Zeitschriftenverleger laut der Trendumfrage des MVFP, die zwei Drittel des Branchenumsatzes repräsentieren, eine gemischte Entwicklung. Deutlichen Umsatzsteigerungen bei Paid Content (+39 Prozent), im digitalen Werbegeschäft (+11 Prozent), im Digital-Vertrieb (+23 Prozent), bei Online-basierten Geschäften (+18 Prozent) sowie bei Veranstaltungen (+ 34 Prozent) stehen erwartete Umsatzrückgänge im Print-Werbegeschäft von -3,5 Prozent und -5 Prozent im Print-Vertrieb gegenüber. Um weitere Umsatzpotenziale zu heben, planen 62 Prozent, neue journalistische Digital-Angebote auf den Markt zu bringen, 37 Prozent neue Audio-Angebote. Auch in neue Print-Produkte werden die Medienhäuser investieren: So wollen 37 Prozent neue Print-Sonderausgaben und 26 Prozent neue periodische Printtitel launchen.

Sonstige Geschäftsfelder

Insgesamt erwirtschafteten die Verlage 2021 4,42 Mrd. Euro mit "sonstigen Geschäftsfeldern", nach 3,84 Mrd. Euro in 2020. Den weitaus größten Anteil machten mit 2,54 Mrd. Euro (2020: 2,29 Mrd. Euro) die Transaktionsplattformen aus, also jene Erlöse, die über Kanäle wie E-Commerce, Vergleichsportale und Online-Rubriken-Märkte hereinkamen. Über den Bereich Bildung wurden Umsätze in Höhe von 202 Mio. (2020: 97 Mio.) Euro, über Veranstaltungen 58 Mio. Euro (2020: 56 Mio. Euro) sowie über Stellen-Plattformen 853 Mio. (2020: 731 Mio. Euro) erzielt. Das Geschäftsfeld Software und Services legte 2021 mit plus 36 Prozent deutlich und steigerte seinen Umsatz auf 771 Mio. Euro (2020: 566 Mio. Euro).

Folgen der Corona-Pandemie über 2022 hinaus spürbar

Bei der Einschätzung der Dauer der Auswirkungen durch die weiter andauernde Corona-Pandemie sind die Zeitschriftenverlage skeptischer als noch im Jahr zuvor. Laut MVFP-Trendumfrage geht die große Mehrheit (85 Prozent) von länger andauernden Folgen aus: 30 Prozent rechnen auch 2023 mit Auswirkungen, 37 Prozent noch länger und 18 Prozent sogar mit dauerhaften Folgen. Lediglich 15 Prozent sind der Meinung, dass diese in 2022 enden.

Der Veränderungsdruck auf die Unternehmen durch Covid-19 führte ebenfalls zu dauerhaft bedeutsamen Entwicklungen. Dazu zählen für 86 Prozent die Beibehaltung des Homeoffice, für 84 Prozent steigende Digital-Erlöse, für 78 Prozent die Digitalisierung weiterer Geschäftsbereiche und für 53 Prozent mehrheitlich digitale Veranstaltungsformate.

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Margit Mair 26.04.2022