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Gianna Possehl: "Agenturen müssen ihre Arbeitsweise überdenken"

Gianna Possehl, Inhaberin von basic in Hamburg, ist als Business Coach und Beraterin tätig (Foto: Rieka Anscheit)
Gianna Possehl, Inhaberin von basic in Hamburg, ist als Business Coach und Beraterin tätig (Foto: Rieka Anscheit)

Gianna Possehl, seit 1997 Inhaberin von Basic in Hamburg, hat schon viele bekannte Agenturchefs gecoacht und beraten. Im Interview mit 'new business' spricht sie über die Führungsherausforderungen in Agenturen und die Generation Y.

nb: Im Vergleich zum Nachwuchs-Recruiting wird dem Thema Entwicklung von Führungskräften in Agenturen zumindest augenscheinlich nur wenig Beachtung geschenkt. Warum denken Sie, ist das so?

Gianna Possehl: Dazu fällt mir ein Spruch ein, der gerne zitiert wird. Question: "What if we invest in developing our people and they leave us?" – Answer: "What if we don’t and they stay?" Es ist sehr kurz gedacht, nicht in die Entwicklung von Mitarbeitern, insbesondere von Führungskräften zu investieren, nur weil diese möglicherweise das Unternehmen verlassen könnten. Traditionell gibt es in Agenturen eine recht hohe Fluktuation, die möglicherweise dafür gesorgt hat, dass man die Investition in die Entwicklung und Befähigung von Führungskräften als nicht gewinnbringend fürs Unternehmen erachtet hat. Nun haben wir aber in anderen Branchen durchaus auch hohe Fluktuation – dennoch werden hier Führungskräfte gut ausgebildet, befähigt und in ihrer Führungsrolle stark in die Pflicht genommen. Denn auch wenn sich Führungskräfte nicht lebenslang einem Unternehmen verschreiben, haben sie in der Zeit, in der sie für das Unternehmen tätig sind, eine wichtige Aufgabe: sie sollen Mitarbeiter bestmöglich entwickeln, befähigen und in die Lage versetzen, ihre Talente und Ressourcen einzubringen. Schlechte Führung zahlt nicht auf den Unternehmenserfolg ein, wirksame Führung sehr wohl.


nb: Die Generation Y zieht Work-Life-Balance und Selbstverwirklichung einer Führungskarriere vor. Droht in deutschen Agenturen ein Führungskräftemangel?

Possehl: Ich bin der Meinung, dass sich Selbstverwirklichung und Work-Life-Balance sehr wohl mit der Führungsrolle vereinbaren lassen. Wir dürfen dies nur nicht mit mangelnder Motivation verwechseln. Ich beobachte eine große Bereitschaft bei jungen Führungskräften, Verantwortung zu übernehmen und selbst gestalten zu wollen. Dass hierbei auf genug Ausgleich geschaut wird, finde ich gut und gesund: ein Burnout oder ein Hörsturz sind keine Auszeichnungen! Sie sind ein Zeichen dafür, dass Menschen nicht sorgsam mit sich und ihrer Gesundheit umgehen.


nb: Was sollten Agenturen also tun, um für die Generation Y als Arbeitgeber attraktiv zu sein?

Possehl: Agenturen müssen ihre Arbeitsweisen überdenken. Was wird hier vorgelebt? Es wird in Agenturen immer Phasen geben, in denen es wichtig ist, richtig Gas zu geben. Das darf und muss aber kein Dauerzustand sein. Wenn man nach einer heißen Pitch-Phase, in der Teams bis spät abends an Präsentationen sitzen, engagierte Mitarbeiter rügt, weil sie nicht am nächsten Morgen um neun Uhr auf der Matte stehen, dann ist das im höchsten Maße demotivierend. Es geht zunehmend – und nicht nur in Agenturen oder für die Generation Y – um Selbstbestimmung. Das bedeutet, sich verantwortlich fühlen, dass der Job gut erledigt wird, aber auch, entscheiden zu dürfen: Jetzt ist nicht so viel zu tun und ich muss hier nicht Präsenz zeigen, nur weil es die Regel ist. Ich wünsche mir, dass auf die Ergebnisse geschaut wird und nicht zwingend auf Ort und Zeit. Das klappt in einigen Agenturen auch schon ganz gut. Hierbei ist aber auch das Thema Führung wieder sehr wichtig: Führe ich über Kontrolle oder über Vertrauen? Befähige ich meine Mitarbeiter, effizient zu arbeiten oder setze ich denen das Krönchen auf, die möglichst lange in der Agentur sitzen, auch wenn sie dabei vielleicht nicht effizient sind?

Das komplette Interview lesen Sie in der aktuellen 'new business'-Ausgabe Nr. 24. Zur Bestellung geht es hier.