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Axel Springer schweigt zu PIN und gönnt sich eine Akquisitionspause

Die Axel Springer AG steigerte ihren Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2007 um 8,9 Prozent auf EUR 1.890,3 Mio. (Vj.: 1.735,7 Mio.). Zu diesem Umsatzwachstum haben laut Konzern insbesondere die akquirierten und neu gegründeten Onlineaktivitäten sowie das Logistikgeschäft der PIN Group AG beigetragen. Bereinigt um Akquisitionseffekte wuchs der Umsatz allerdings nur um rund ein Prozent auf EUR 1.748,6 Mio. (Vj.: 1.735,7 Mio.). Der Anteil des Auslandsgeschäfts stieg deutlich auf 19,9 Prozent, womit jeder fünfte Umsatz-Euro Springers im Ausland generiert wird.

Die Umsätze im Bereich der Online-Medien verfünffachten sich im Vergleich zur Vorjahresperiode von 15,1 Mio auf 79,2 Mio Euro. Springer hat in den ersten neun Monaten des Jahres rund 300 Mio Euro in sein Online-Geschäft investiert. Wie Vorstandschef Dr. Mathias Döpfner heute im Rahmen einer Pressekonferenz sagte, handelt es sich bei allen Neuakquisitionen im Online-Bereich (AuFeminin.com, Zanox.de, Idealo.de und Smarthouse.de) um profitable, zum Teil sogar "hochprofitable" Assests. Mittlerweile werden acht Prozent des Konzernumsatzes im Bereich der Online-Aktivitäten erlöst. Die Gerüchte, wonach sich Springer bei Bild.T-Online von seinem Joint-Venture-Partner T-Online trennen wolle, kommentierte Döpfner in altbekannter Springer-Manier nicht. Als Online-Geschäftsfelder, in denen noch Handlungsbedarf besteht, bezeichnete der Konzernchef die Segmente 'Sport', 'Stellenmarkt' – da Springer an Stepstone.de bislang nicht die Mehrheit besitzt, 'Jugend' sowie 'Regionales'. In letzterem Segment erhofft sich Döpfner nach dem Kauf von Hamburg.de offenbar einen ähnlichen Deal in Berlin. Zudem sei Autobild.de eine dringende Baustelle.

Zu den Spekulationen um einen möglichen Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der PIN Group an den Wettbewerber TNT wollte Döpfner keine Stellung beziehen. Man werde in den nächsten Monaten prüfen, ob eine Kooperation bzw. eine Bündelung des gemeinsamen Postgeschäftes sinnvoll sei. Döpfner bezeichnete die geschäftliche Entwicklung des Briefdienstleisters, für dessen Mehrheit Springer 510 Mio Euro ausgegeben hat, und was von Insidern als ein überzogener Preis gehandelt wird, als "planmäßig" und "zufriedenstellend", räumte aber ein, PIN werde im Gesamtjahr 2007 einen Verlust von 50 bis 55 Mio Euro einfahren. Der Umsatz der PIN Group sei in den ersten neun Monaten des Jahres 2007 um über 70 Prozent gestiegen. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern mit einem Proforma-Umsatz oberhalb der bisherigen Ziellinie von 350 Mio Euro. Selbst eine tatsächliche Einführung des derzeit diskutierten Mindestlohns für Postzusteller von EUR 9,80 pro Stunde wäre zwar "sehr unerfreulich", würde aber für die Springersche Beteiligung an der PIN-Group "keinerlei Abschreibungsrisiko" bedeuten, sagte Döpfner. Allen Spekulationen zum Trotz hat die Axel Springer AG in ihrer Finanzberichterstattung die neue Kategorie "Logistik/Services/Holding" eingeführt. Der Begriff "Logistik" steht für die Postdienstleistungsaktivitäten der PIN Group. Der Umsatz im Segment Logstik/Services/Holding belief sich in den ersten neun Monaten auf EUR 97,0 Mio. (Vj. EUR 43,8 Mio.).

Mit Erlösen von EUR 1.086,1 Mio. (Vj. 1.066,2 Mio.) und einem Umsatzanteil von 57,5 Prozent blieben die Zeitungen in den ersten neun Monaten der größte Umsatzbereich bei Axel Springer. Das Segment wuchs sowohl bei den Vertriebs- als auch bei den Anzeigenerlösen. Durch deutliche Zuwächse bei den Vertriebs- und Anzeigenerlösen steigerte das Segment Zeitschriften den Umsatz um 3,2 Prozent auf EUR 594,8 Mio. (Vj.: 576,6 Mio.). Insbesondere die Akquisition der Jean Frey AG in der Schweiz habe zu dieser positiven Entwicklung beigetragen.

Axel Springer wird ab sofort statt der Kategorie 'Anzeigenerlöse' die Kategorie 'Werbeerlöse' ausweisen, die neben den Werbeerlösen der Zeitungen und Zeitschriften auch die Werbeerlöse der digitalen Medien enthält. Damit soll der wachsenden Bedeutung der neuen digitalen Werbeformen (bzw. der daraus resultierenden Erlöse) Rechnung getragen werden.

Für das Gesamtjahr 2007 rechnet der Konzern trotz der geplant hohen Anlaufkosten mit einem EBITA , das auf dem um den Ertrag aus der Kirch-Insolvenz bereinigten "Rekordniveau" des Vorjahres liegt (EBITA 2006: 374 Mio Euro). Vorstandschef Döpfner betonte in der heutigen Pressekonferenz, dass trotz einer entsprechenden Liquidität zunächst keine weiteren Akquisitionen geplant seien, sondern dass der Konzern sich nun zunächst darauf konzentriere, die jüngsten Zukäufe zu integrieren.