ANZEIGE

ZDF wehrt sich gegen politische Einflussnahme: CSU-Sprecher tritt zurück

Das ZDF verbucht heute einen wichtigen Erfolg bei der Abwehr politscher Einflussnahme auf sein Programm. Der Mainzer Sender, der in der Vergangenheit des öfteren politischem Druck ausgesetzt war (Beispiel: der Abgang des früheren Chefredakteurs Nikolaus Brender), hat durch eine klare Haltung in der Affäre um den CSU-Sprecher Dr. Hans Michael Strepp  Standhaftigkeit bewiesen. Strepp ist nach seinen umstrittenen Anrufen beim ZDF zur Berichterstattung über den SPD-Landesparteitag in Bayern zurückgetreten.

ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut (Foto) sagte zur Diskussion über den Anruf des CSU-Sprechers am vergangenen Sonntag in der "heute"-Redaktion: "Die Intention des Anrufs war eindeutig. Entscheidend für das ZDF ist, dass sich die Redaktion im Sinne der journalistischen Unabhängigkeit verhalten hat. Das ZDF lässt keine politische Einflussnahme auf seine Sendungen zu. Wir werden den Vorgang im für die Chefredaktion zuständigen Ausschuss des Fernsehrats behandeln."

Dass die Intention des Anrufs von Strepp der Versuch einer Beeinflussung war, ergibt sich für das ZDF nicht nur aus der Schilderung des Telefonats durch den "heute"-Redakteur, sondern auch durch eine SMS des CSU-Pressesprechers vom frühen Sonntagmorgen an den Leiter des ZDF-Landesstudios in München, Dr. Ulrich Berls. Darin erkundigt sich Strepp nach dem geplanten Umfang der "Berichterstattung Ude". Ob dies ungefähr so wie bei den Nominierungen von Albig und Weil erfolge? Das seien ja vergleichbare Fälle. Herr Berls hat Herrn Strepp daraufhin zurückgerufen und mitgeteilt, dass eine Berichterstattung geplant sei, dafür aber die Zentrale in Mainz zuständig sei.

Später hatte Strepp dann - allerdings erfolglos - ebenfalls via SMS versucht, mit dem Leiter der ZDF-Hauptredaktion  Aktuelles Kontakt aufzunehmen, um mit ihm über die geplante Berichterstattung über den SPD-Parteitag zu telefonieren.

Der "heute"-Redakteur fasst das Telefonat mit Herrn Strepp wie folgt zusammen: "Er fragte, ob wir wüssten, dass weder die ARD noch Phoenix über den SPD-Landesparteitag berichten würden. Er sei informiert, dass wir einen Beitrag planten. Weit davon entfernt  in das Programm reinzureden, wolle er aber doch rechtzeitig zu bedenken geben, dass es im Nachklapp Diskussionen geben könnte, wenn das ZDF im Alleingang sende."

ZDF-Chefredakteur Dr. Peter Frey: "Der CSU-Pressesprecher hat am Sonntag auf verschiedenen Wegen versucht, die Berichterstattung des ZDF über eine andere Partei zu beeinflussen. Die 'heute'-Redaktion hat wie geplant über den SPD-Nominierungsparteitag berichtet und ihre journalistische Unabhängigkeit gewahrt."