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Publicis-Omnicom-Merger ist gefährdet

Der Mitte vergangenen Jahres angekündigte Merger der beiden Agentur-Holdings Publicis und Omnicom ist gefährdet. Das renommierte 'Wall Street Journal' berichtet in der Titel-Story seiner Samstagsausgabe von vergangener Woche, dass sich inzwischen diverse Hürden aufgebaut und gefestigt haben. Der sogenannte "Merger under Equals" lässt sich steuer-technisch nur für die Aktionäre vorteilhaft bewältigen, wenn die eine Holding als Käufer auftritt und die andere Holding quasi übernimmt. Hier will dem WSJ zufolge keine Holding übernommen werden. Beide Aktionär-Stämme sollen an der künftigen Holding jeweils 50 Prozent der Anteile halten.

Ein weiteres Problem stellt laut WSJ die Position des Chief Financial Officer dar. Diesen Posten reklamieren beide Parteien für sich. Omnicom möchte seine CFO Randall Weisenburger zum CFO der neuen Holding machen. Publicis will, dass ihr CFO Jean-Michel Etienne den Job bekommt. Weniger Probleme bereitet die CEO-Frage, denn hier haben beiden festgelegt, dass die derzeitigen CEOs Maurice Levy (Publicis) und John Wren (Omnicom) für 30 Monate amtieren, nachdem der Deal realisiert ist.

Beide Agentur-Holdings sind schon für sich genommen recht komplex und haben unterschiedliche Führungskulturen. Die neue Struktur bringt noch weitere Probleme mit sich, denn die neue Holding soll ihren Sitz in den Niederlanden haben und aus steuerlichen Gründen nach britischen Recht installiert werden. Die operativen Headquarter hingegen sollen in Frankreich (Paris) und in den USA (New York) sein.

Die aufgeführten Probleme schreibt das WSJ den beiden CEOs zu, da sie für wenig Klarheit sorgen und sich auf zu wenige Punkte verständigt haben sollen. John Wren wird zudem wenig schmeichelhaft als "low-profile executive" tituliert, der sich gegen den charismatischen Maurice Levy positionieren muss. Levy soll laut WSJ gegenüber dem Publicis-Management klar zum Ausdruck gebracht haben, dass er es nicht erlauben würde, wenn der Deal so aussehen würde, als würde Omnicom Publicis übernehmen.

Für die WPP-Holding, den schärfsten Konkurrenten von Omnicom und Publicis, ist der andauernde Verhandlungsmarathon (es sollen ca. 70 Integrations-Komitees damit beschäftigt sein) ein Glücksfall, denn die WPP-Holding-Töchter greifen die Kunden von Omnicom und Publicis intensiv an.

Diese Titelstory setzt das Top-Management bei Omnicom und Publicis nun gehörig unter Druck, denn die Analysten und Aktionäre werden nun intensiv nachhaken und noch ungeduldiger werden.