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Musikpreis 'Echo' wird eingestellt

Den Musikpreis 'Echo' wird es nicht mehr geben. Das hat der Vorstand des Bundesverbandes Musikindustrie gestern in einer außerordentlichen Sitzung in Berlin beschlossen. Der 'Echo' sei viele Jahre ein großartiger Preis und zugleich zentrales Branchenevent mit vielen bewegenden Momenten und herausragenden Künstlerinnen und Künstlern gewesen. Auch steht für den Vorstand außer Frage, dass Deutschland als drittgrößter Musikmarkt der Welt zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern weiterhin Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter braucht. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen wird. Das um den diesjährigen 'Echo' herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole.

Beim 'Echo 2018', der am 12. April vom Privatsender Vox übertragen wurde, sorgen die prämierten Rapper Kollegah und Farid Bang für einen Skandal. Ihnen wird im Zusammenhang mit ihrem Album 'JBG3' Gewaltverherrlichung, Frauenfeindlichkeit und Antisemitismus vorgeworfen. Die Bertelsmann Music Group (BMG) mit Sitz in Berlin hatte die Zusammenarbeit mit den Rappern zunächst ruhen lassen, gegenüber dem 'Westfalen-Blatt' erklärte BMG sie nun aber für beendet.

Die Marke 'Echo' sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, der auch eine Neuaufstellung beim 'Echo Klassik' und 'Echo Jazz' nach sich ziehe. In dieser Überzeugung nennt der Vorstand bereits erste konkrete Schritte: Er wird die drei Preise in eine eigene Struktur überführen. Im Zuge dessen werden auch die bisher involvierten Gremien ihre Tätigkeit einstellen. Die Kriterien der Nominierung und Preisvergabe werden dabei vollständig verändert. Wie beim 'Echo Klassik' und 'Echo Jazz', die von Anfang an reine Jury-Preise waren, soll beim neuen Musikpreis auch für den Pop-Bereich die Jury stärker in den Vordergrund rücken.

Für die Konkretisierung der Änderungen will sich der Vorstand die erforderliche Zeit nehmen. Mit dem erklärten Ziel, den neuen Preis im Sinne aller Künstler sowie der gesamten Branche zu gestalten, soll es im Juni einen Workshop geben, um möglichst viele Ideen und Erwartungen aus der Branche beim Prozess der Neugestaltung einzubeziehen. Gleichzeitig ist der BVMI bereits an Institutionen herangetreten, um die gesellschaftlich notwendige Debatte über die Kunstfreiheit und ihre Grenzen mitzugestalten.

Ausführliche Informationen zu den Verleihungen in den Bereichen Jazz und Klassik sollen in Kürze folgen. Die Jazz-Preise werden am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis ohne TV-Inszenierung verliehen.