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ProSiebenSat.1-HV: Kritik an hoher Verschuldung

Aktionärsschützer haben auf der heutigen Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 deutliche Kritik am Vorstand und den Großaktionären geübt. "Man hat eine Verschuldung akzeptiert, die so hoch ist, dass man als freier Aktionär nur besorgt sein kann", sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Dividende werde "aus der Substanz" gezahlt. "Ich hatte gehofft, dass auch Private-Equity-Gesellschafter wissen, dass man die Kuh, die man melken will, nicht schlachten sollte." Auch der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Klaus Schneider, zeigte sich empört. Die Bilanz sei ein reiner "Schönwetterabschluss", die Dividende übersteige den Jahresgewinn und sei maßlos. Die Geschäftseinbrüche im laufenden Jahr seien massiv. Die Folge sei ein "hausgemachtes Kursdesaster", sagte Schneider. Angesichts immer neuer Sparrunden bei einem schon ziemlich ausgequetschten Unternehmen bezweifle er, dass ProSiebenSat.1 die angestrebte Führungsposition in Europa erreichen könne. Die Großaktionäre KKR und Permira hätten ihre europäische Sendergruppe SBS zu einem "grenzwertig teuren" Preis an ProSiebenSat.1 verkauft und den Konzern "bis über den Kopf verschuldet".

Der scheidende Finanzchef Lothar Lanz sagte, der Schuldenberg sei weiter gestiegen auf 3,4 Milliarden Euro. Trotzdem will der Konzern 270 Millionen Euro Dividende zahlen - deutlich mehr als der Jahresgewinn. Vorstandschef Guillaume de Posch verteidigte das ungewöhnliche Vorgehen: "ProSiebenSat.1 ist ein kerngesundes Unternehmen." Der neue Sparplan mit einem Volumen von 70 Millionen Euro werde nicht zu Lasten des Programms gehen. Er fügte hinzu, trotz roter Zahlen im ersten Quartal wolle ProSiebenSat.1 das Vorjahresergebnis übertreffen. Der Konzern habe zwar auch im zweiten Quartal Einbußen im deutschen TV-Markt. "Die Delle des ersten Halbjahres in unserem deutschen Werbegeschäft werden wir nicht ganz ausgleichen können", sagte Posch. Aber wegen der wachsenden Werbemärkte im Ausland gehe er davon aus, "dass die Gruppe im Gesamtjahr Umsatz und Ergebnis steigern wird".