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Bellut: "Jugendkanal nicht vor Mitte 2015"


In der 6. Sitzung des ZDF-Fernsehrates der XIV. Amtsperiode in Berlin drehte sich vieles um die Digital- und Gemeinschaftsprogramme von ARD und ZDF, sowie den geplanten Jugendkanal. Das ZDF bietet als Ausgleich für den gemeinsamen Sender für die junge Zielgruppe von 14 bis 29 Jahren an, ZDFkultur einzustellen. ZDFneo und ZDFinfo sollen erhalten bleiben.

"Der Fernsehrat erachtet in Betracht auf die Fragmentierung im TV-Bereich, dass die Sender ZDFneo und ZDFinfo essentiell wichtig sind, um die junge Zuschauerschaft zu erreichen", erklärt Ruprecht Polenz, Vorsitzender des Fernsehrats. Beide Sender haben zusammen eine Quote von 2,1 Prozent bei der Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen.

Diese beiden Sender erfüllten die Erwartung, verstärkt jüngere Zuschauer mit öffentlich-rechtlichen Angeboten zu erreichen. Daneben seien laut ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut (Foto) die Synergieeffekte der beiden Digitalkanäle mit dem Hauptprogramm sehr hoch, vor allem bei ZDFinfo. Er erklärte in Berlin: "ZDFinfo begeistert zunehmend jüngere Menschen für Dokumentationen und Information. Genau das war der Auftrag. Wir können dort experimentieren und das mit Erfolg. Und wir haben festgestellt, dass sich Phoenix und ZDFinfo keine Zuschauer wegnehmen." Mit den beiden Kanälen ZDFneo und ZDFinfo konnte der Rückgang bei den 14- bis 49-Jährigen laut Bellut gestoppt und sogar umgekehrt werden. Die ZDF-Senderfamilie hatte demnach im ersten Halbjahr 2013 wieder so viele jüngere Zuschauer wie zuletzt 1998.

Polenz hält außerdem fest, dass noch viel konzeptionelle Arbeit für den Jugendkanal nötig sei. Vor allem in Hinblick auf die Zielgruppe und den trimedialen Ansatz. Die Finanzierung soll insgesamt 45 Mio. Euro umfassen, wovon das ZDF 15 Mio. trägt. Diese ist allein durch die Einsparung von ZDFkultur nicht gedeckt, aber Bellut hat keine Sorgen bezüglich der Finanzierung und sieht noch Einsparmöglichkeiten.

Ein Blick zum Jugendkanal des britischen öffentlich-rechtlichen Senders BBC, den man sich als Vorbild nimmt, zeigt aber auch, dass hier noch mehr möglich wäre. Die BBC steckt rund 90 Mio. Euro in ihren jungen Sender. "Die Erwartungen an den Jugendkanal müssen dem finanziellen Rahmen angemessen sein", weist Polenz auf diesen Umstand hin.

Wann der Jugendkanal starten wird, konnten weder Polenz noch Bellut genau sagen. Da der SWR für den Kanal federführend verantwortlich ist, hat das ZDF nur wenig Einsicht in den aktuellen Stand. "2014 sehe ich den Jugendkanal nicht", meint Bellut allerdings dennoch. Denn für das kommende Jahr ist die Etatplanung beider Fernsehanstalten bereits abgeschlossen. Nach seiner Schätzung ist der Start des Senders vor Mitte 2015 eher unwahrscheinlich. "Ich lasse mich aber auch gerne überraschen", merkt der Intendant noch an.

Der Fernsehrat hat außerdem ein von ARD und ZDF gemeinsam entwickeltes Konzept für ein multimediales Jugendangebot zur weiteren Beratung an die zuständigen Ausschüsse verwiesen. Mit dem Jugendkanal-Projekt wollen sich die Ministerpräsidenten der Länder in der kommenden Woche befassen.