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(v. li.)  Produzent Lutz Müller, Regisseurin Jen Krause, Kreativdirektorin Caro Ellert, DoP Daniil Tyves und Regisseurin Ivetta Urozhaeva als Gewinnerteam sowie Kreativ-GF Michael Reissinger - Foto: Andreas Schlieter

(v. li.) Produzent Lutz Müller, Regisseurin Jen Krause, Kreativdirektorin Caro Ellert, DoP Daniil Tyves und Regisseurin Ivetta Urozhaeva als Gewinnerteam sowie Kreativ-GF Michael Reissinger - Foto: Andreas Schlieter

Nachwuchsförderung

Der Sieger des Christian Köster Förderpreise 2023 heißt "Boubacar"

Der Christian Köster Förderpreis ist eine Besonderheit im Werbebusiness. Seit inzwischen zehn Jahren zeichnet die Deutsche Werbefilmakademie Nachwuchstalente für die beste, noch nicht realisierte Filmidee aus. Das Besondere dabei: die Idee muss eben kein Werbefilm sein, es gibt eigentlich kaum Vorgaben.

Die Herausforderung ist, es erst einmal in den Livepitch zu schaffen. Die Vorauswahl trifft eine Fachjury die, wie Franziska Braun, die der Jury angehörte und gleichzeitig auch als Projektkoordinatorin Werbefilmproduzenten für die Organisation des Preises zuständig ist, zu Beginn der Live-Pitches in Hamburg einfließen ließ, in diesem Jahr derart unterschiedliche Bewertungskriterien, dass die Nominierungen eine echte Herausforderung gewesen sein sollen. Was aber auch zu einer enormen Vielfalt geführt habe.

Was sie damit meinte, war spätestens klar, nachdem alle Nachwuchstalente ihre Ideen vor der Entscheidungsjury gepitcht hatten. Die Themen reichten von Elektroschrott über den Ukraine-Krieg und die Dinge, die wirklich gebraucht würden (außer Waffen), von Pressefreiheit bis zu Gewalt gegen Frauen, Alkoholsucht in Familien und Chancenungleichheit aufgrund körperlicher Einschränkungen bis Migration.

Im Anschluss an die Präsentationen hatte die ”Live Jury“, die dieses Jahr aus der Regisseurin Jen Krause, dem Produzenten Lutz Müller (Kanu Films, Berlin), Kreativgeschäftsführer Michael Reissinger (Deli creative collective, Hamburg) und der Kreativdirektorin Caro Ellert bestand, die Qual der Wahl. Am Ende fiel die Entscheidung auf ”Boubacar“.

Sport integriert

Die von Ivetta Urozhaeva (Regie) und Daniil Tyves (Kamera) und dem Protagonisten Boubacar Tangara entwickelte Idee beruht auf einer wahren Begebenheit. Es erzählt die Geschichte von Boubacar Tangara, der aus Mali geflüchtet war. Seine erste Station war eine Flüchtlingsunterkunft im Süden Deutschlands, in der sich diverse afrikanische Nationen gegenseitig bekämpften. Boubacar, der in seiner Heimat Profi-Fußballtrainer war, schaffte es, die Barrieren zwischen den eigentlich so unterschiedlichen Menschen über Sport und Sprache abzubauen und damit ihre Integration in die Gesellschaft einzuleiten. Heute nennt sich die Fußballmannschaft ”eine Familie“, erklärte Ivetta Urozhaeva am Ende ihrer Präsentation. Inzwischen ist das Team – die Familie – in die Freizeitliga des Bayerischen Fußballverbands aufgestiegen und gilt nicht nur intern als herausragendes Beispiel für geglückte Integration.

”Schon während des Live-Pitches konnte man erahnen, dass wir hier ein mögliches Gewinner-Team vor uns haben, sagt Myriam Zschage von der Deutschen Werbefilmakademie. „Die gesellschaftpolitische Relevanz des Konzeptes überzeugt ganz offensichtlich. Erwähnenswert finde ich auch, wieviel Vorarbeit und Recherche die Filmemacher:innen bereits investiert haben – die Vision der beiden scheint ganz klar.

Ivetta Urozhaeva und Daniil Tyves haben nun ein halbes Jahr Zeit, ihre Filmidee bis zum Deutschen Werbefilmpreis im Frühjahr 2023 umzusetzen – wo der Film das erste Mal vor Publikum gezeigt wird – unterstützt von Mitgliedern der Sektion Werbung in der Produzentenallianz, in der mehr als 120 deutsche Produktionen organisiert sind, vom Werbefilm über Postproduktion bis zu VFX. Der Preis beinhaltet nicht nur die reine personelle und handwerkliche Unterstützung. Vielmehr ist er beziffert mit einem Produktions-Budget der DWF Fördergesellschaft Werbefilm über 20.000 Euro plus 15.000 Euro Mediawert von Weischer.Cinema.

Weischer dehnt seine Unterstützung aus

Weischer.Cinema, Hamburg, in Persona Florian und Moritz Weischer, waren von dem Konzept übrigens so begeistert, dass sie, wie Florian Weischer im Gespräch mit ”new business“ spoilerte, von dem Projekt so begeistert waren, dass sie es auch machen wollten, sollte es nicht gewinnen. Und zwar zusätzlich zum Sponsoring. ”Ich finde die Geschichte so großartig, erstens, weil sie wahr ist. Ich finde, sie ist ein Licht in einer etwas dunklen Welt. Es ist das, was wir brauchen. Ein Signal, dass man persönlich schwierige Umstände beeinflussen, etwas tun kann“, sagt er.

Nun hat Boubacar gewonnen und der Plan war schnell klar: Natürlich wird der Film in den Kinos gezeigt. In welcher Länge, ist noch offen. Was Weischer in diesem frühen Stadium auch als besser erachtet. ”Ich glaube, ein 30-Sekünder kann es nicht werden. Dafür ist die Geschichte zu gut und zu komplex, um so so schnell durchzudrücken“, sagt Weischer. Ob es drei, 30, 60 oder 90 Minuten am Ende werden oder man daraus sogar eine Dokumentation macht, sei vollkommen offen.

Offen für ihn ist aber nicht, die Botschaft breiter als im Kino zu bespielen. Wie, steht noch nicht fest. Weischer kann sich vorstellen, bereits die Produktionsphase filmisch zu begleiten und über Social Media auszuspielen. Digital Out of Home spielt in seinen ersten Überlegungen ebenfalls eine Rolle, die für ihn absoluten Sinn macht. Er geht in seinen Gedanken sogar so weit, die öffentlich rechtlichen Sender wie ARD und/oder ZDF ins Boot zu holen. Alle Möglichkeiten seien seiner Überzeugung nach aber noch nicht zu ende gedacht, dafür sei es aber auch zu frisch. Er wisse nur, dass dieses Thema – schon aufgrund der aktuellen Situation in Deutschland – so groß wie es geht, gespielt werden muss.