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NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein zieht nach Vorwürfen personelle Konsequenzen


NDR-Landesfunkhausdirektor Schleswig-Holstein, Volker Thormählen, hat am heutigen 28. September 2022 über personelle Konsequenzen informiert, nachdem gestern Ergebnisse einer internen Untersuchung um Vorwürfe an das Landesfunkhaus vorgestellt wurden. Die Prüfung identifizierte als wesentliches Problem vor allem im Fernsehbereich "ein Redaktionsklima, das von mangelnder Kommunikation und fehlendem Vertrauen geprägt ist".

Im Mittelpunkt der Aufarbeitung standen Vorwürfe zu einer Recherche über Verschickungskinder und der Rolle des DRK, zu einem abgesagten Interview mit dem früheren schleswig-holsteinischen Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) und der pauschale Vorwurf, die NDR Berichterstattung aus Kiel sei nicht unabhängig.

Norbert Lorentzen (Chefredakteur) und Julia Stein (Leiterin Politik und Recherche) verlieren nun ihre Posten. Thormählen: "Ich danke Norbert Lorentzen und Julia Stein für ihre hervorragende journalistische Arbeit. Wegen des verloren gegangenen Vertrauens habe ich beiden heute früh mitgeteilt, dass ich nicht weiter mit ihnen zusammenarbeiten werde. Ich werde mich mit Unterstützung der Geschäftsleitung darum kümmern, dass beide neue Aufgaben außerhalb des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein erhalten werden."

Zuvor hatte NDR Intendant Joachim Knuth Volker Thormählen darum gebeten, seine Arbeit als Direktor nach Beendigung des unbezahlten Urlaubs wieder aufzunehmen und zu skizzieren, wie er die identifizierten Probleme in Teilbereichen des Landesfunkhauses in den Griff bekommen will.

Die gestern vorgelegte unabhängige Prüfung konnte zwar keine politische Einflussnahme und keine unbegründeten Eingriffe feststellen. Die gravierenden Vorwürfe journalistischer Art insbesondere gegen Norbert Lorentzen und Julia Stein seien nicht zu halten. Gleichwohl habe sich herausgestellt, "dass es im Fernsehbereich des Landesfunkhauses offensichtlich große Probleme in der Zusammenarbeit gibt, die auch Auswirkungen auf die journalistische Arbeit hatten".

Norbert Lorentzen und Julia Stein hatten im Vorwege der Prüfung darum gebeten, bis zu deren Abschluss von ihren bisherigen Aufgaben im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein entbunden zu werden.

Thormählen weiter: "Heute weiß ich - es hat in Teilen eine Kultur geherrscht, die nicht akzeptabel ist, die mit meinen Prinzipien nicht vereinbar ist und gegen die ich hätte früher vorgehen müssen. Unsere Berufe sind fordernd, sie bringen ohnehin genügend Druck mit sich - Zeitdruck in der Aktualität, vor allem aber Qualitätsdruck. Mehr Druck oder gar Angst darf nicht sein."