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D'Arcy verschmäht Berlin und konzentriert Kräfte in Hamburg

Gut sechs Monate nach seiner Ankündigung, die Agenturmarke D'Arcy in Deutschland an einem Standort zu bündeln, hat CEO Andreas Danyliuk offiziell noch keine Lösung gefunden. Demgegenüber schwören Insider aus dem D'Arcy-Umfeld, daß die Entscheidung für Hamburg und gegen Berlin gefallen sei. Fest steht dagegen, daß es die klassischen Agenturen in Düsseldorf und Frankfurt nicht mehr geben soll. Für standort-gebundenes Geschäft will Danyliuk dort Beteiligungen initiieren.
Andreas Danyliuk hat bei D'Arcy einen schweren Job angetreten. Schon vor seiner Zeit und ohne sein Zutun war die Agentur nicht mehr als eine graue Maus und in ihrer Kultur dominiert durch die zwei Network-Kunden Effem/Mars und Procter & Gamble. Eigene nationale dagegen sind mehr und mehr verloren gegangen, wie die Holsten Brauerei und Lego, wie Tele 2 und Elf Oil oder - ganz frisch - Vileda (s S. ). 1997 bilanzierte die Gruppe ein Billing-Minus von 3,3%, 98 reichte es wenigstens zu einem hauchdünnen Plus, und auch das laufende Jahr wird nicht besser. Danyliuk sagt: "Ich erwarte keine nennenswerte Veränderung gegenüber 98".
Andreas Danyliuk hat es sich aber auch selbst schwer gemacht bei D'Arcy. Nicht zuletzt mit seiner Ankündigung kurz nach Amtsantritt, er werde die Kräfte der Agenturgruppe zur besseren Differenzierung und Profilierung der Marke D'Arcy bündeln und das auch bezüglich der Standortfrage. Dabei brachte er bald Berlin ins Spiel und machte keinen Hehl aus seiner Vorliebe für die Hauptstadt als neuen Standort der deutschen D'Arcy. Kein Wunder, daß darauf fast alle Mitarbeiter in Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg in Unruhe verfielen ob ihrer ungewissen Zukunft. So macht man sich nicht gerade Freunde bei dem, was immer mal wieder gerne 'unser wichtigstes Kapital' genannt wird.
Kein Wunder ebenso, daß unter Hamburger Mitarbeitern, die keinen Bock auf Berlin haben, jetzt, da der Headquarter-Zuschlag an die Hansestadt gegangen ist - inoffiziell, versteht sich - die Freude so groß ist, daß sie das Wasser nicht halten können. In Berlin soll's nur eine D'Arcy-Beteiligung geben für regionale Kunden, ähnlich wie in Düsseldorf und Frankfurt. In Berlin obendrein für Kunden, die aus dem trendigen Flair der Boomtown heraus bedient werden wollen. Kein Wunder weiter, daß Verbindungen mit Kollegen, auch Top-Kräften, der unentschiedenen Perspektive nicht standhalten konnten. Reinhold Adolph, CEO bei D'Arcy Hamburg, wechselte zunächst ins Düsseldorf-Büro und hat die Agentur letztlich verlassen. Ebenso wie Sue Nisbet, Vice Managing Director bei D'Arcy Frankfurt, und Richard Forbes-Robertson, Head of TV. Um nur wenige zu nennen.
Mag sein, daß D'Arcy Deutschland dieses Jahr noch mit einer schwarzen Null abschließen kann. Im nächsten wird's dann freilich so richtig ernst. Procter hat sein Marketing europäisiert und in Genf zentralisiert. Mit der Konsequenz, daß die Marke 'Always', bislang von D'Arcy Frankfurt global geführt, an die Pariser Kollegen verloren ging. 'Alldays', derzeit offiziell von Hamburg aus global geführt, droht einen ähnlichen Weg irgendwo ins europäische Ausland zu gehen. An beiden Etats hängt richtig viel Geld und damit Income für die deutsche D'Arcy-Gruppe. Ein anderer Kunde, RTL 2, plant einen Pitch und der Vertrag mit dem DFB läuft spätestens mit der Vergabe der Fußball-WM 2006, Mitte nächsten Jahres, aus. Vileda haben wir oben schon erwähnt.
Um das alles auszugleichen, muß jede Menge Neugeschäft her. Angesichts der konservativ zu kalkulierenden Mindereinnahmen ist die Entscheidung gegen Berlin eine zwar konsequent kostenbewußte. Doch für das nach wie vor notwendige Ziel, die Marke D'Arcy schärfer und kreativer zu profilieren, schlicht kontraproduktiv. (hn)

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Redaktion 11.02.1999