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FM Schmidt: Astra Gold Effie für Jung von Matt ist irregulär

Frank-Michael Schmidt (Foto: Scholz & Friends)
Frank-Michael Schmidt (Foto: Scholz & Friends)

Frank-Michael Schmidt, CEO der Scholz & Friends Group, fährt in einem Offenen Brief gegen GWA Effie Jury-Präsident Thomas Strerath schweres Geschütz auf. Strerath habe im Falle der Effie-Verleihung für Astra Einfluss auf den langjährigen Astra-Betreuer Philipp und Keuntje (PuK) genommen, so dass Jung von Matt als beteiligte Agentur nachnominiert wurde und ebenfalls, wie PuK, einen Gold Effie gewann. Hier im Folgenden die ausführliche Schrift von Schmidt an Strerath:


Offener Brief von FM Schmidt an den GWA Effie Jury-Präsidenten

Lieber Thomas,

ich habe lange überlegt, ob ich Dir diesen Brief schreibe. Die Ende vergangener Woche auf Facebook und im 'Horizont' angestoßene Ethik-Debatte hat mich bestärkt, es zu tun. Das Ansehen unserer Branche wird steigen, wenn wir Wertschätzung für die Arbeiten anderer zeigen, anderen Erfolge gönnen, Fairplay statt Neid und Missgunst zum Maßstab unseres Handelns machen. Der vom GWA-Präsidenten angesprochene Start in eine "Selbstwertschätzungkultur" wird unserer Branche guttun.
Zur Selbstwertschätzung gehört, die Wahrheit zu sagen und guten Gewissens in den Spiegel schauen zu können. Reden und Handeln in Einklang zu bringen. Die Regeln des Anstands ebenso einzuhalten wie die Regeln unseres Verbands. Was dem Ansehen unserer Branche schadet, ist, im Scheinwerferlicht als Moralapostel aufzutreten und im Dunkeln alle Regeln zu brechen.
Lieber Thomas, ich schreibe Dir diese Zeilen in Deiner Rolle als Vorsitzender der GWA Effie Jury 2015. Ich schreibe als Vertreter einer GWA-Mitgliedsagentur, die nicht für Nörgeln oder Bashing bekannt ist. Genau darum geht es hier nicht. Es geht um Respekt. Respekt vor der neuen GWA Effie Satzung. Respekt vor der Arbeit der Effie Jury. Respekt vor allen Kunden und Agenturen, die durch ehrliche und harte Arbeit einen Effie Case geschaffen haben.


1. Ausgangspunkt: GWA Effie 2015

In der Kategorie "Evergreen" wurden 2015 die ebenso lang wie erfolgreich laufenden Kampagnen von Heimat für Hornbach und von Philipp und Keuntje für Astra hochverdient mit dem Goldenen Effie ausgezeichnet – und bei der Effie Gala gebührend gefeiert. Die Agentur Philipp und Keuntje betreut die Marke "Astra" (Kunde: Carlsberg Deutschland) seit 16 Jahren und hat in diesen mehr als anderthalb Jahrzehnten den kreativen Kult-Klassiker „Astra, was dagegen?“ mit großem kommerziellen Erfolg, einer begeisterten Zielgruppe und hoher Anerkennung unserer Branche nachhaltig entwickelt.
Diese Dauerläufer Kampagne ist ein Evergreen Case, der seit 16 Jahren – ab 1999 – von der Agentur Philipp und Keuntje „immer grün“, immer frisch, immer provokant gehalten wird. Deshalb hat weder die Astra-Einreichung von Philipp und Keuntje in der Evergreen-Kategorie noch das Gold als Resultat der Jury Prämierung irgendeinen Branchen-Kenner überrascht. Klare Sache. So wurde der Philipp und Keuntje Astra Gold Case auf der Effie Gala verkündet, begründet und gefeiert.
Die Headlines der Fachmedien berichteten von Gold für Astra und Philipp und Keuntje. Für eine Arbeit, die höchste Wertschätzung verdient. Wenig später der überraschende Headline Wechsel: Evergreen Gold für Astra gewinnt nicht nur Philipp und Keuntje, sondern auch eine weitere Agentur: Jung von Matt. Die Agentur Jung von Matt wurde plötzlich als Gewinner eines Goldenen Effie in der Kategorie "Evergreen" verkündet. Gegenüber dem 'Horizont' hast Du als Effie Jury-Präsident nach der Effie Gala am 5. November offiziell bestätigt: "In der Statistik des GWA werden beide Agenturen mit einem Goldenen Effie belohnt."
Das heißt: In der "Evergreen"-Kategorie werden die Agentur Philipp und Keuntje sowie die Agentur Jung von Matt jeweils mit einem Goldenen Effie 2015 für die "Astra. Was dagegen?"-Kampagne "belohnt". Die Leistung beider Agenturen entsprechend der Kriterien der Kategorie "Evergreen" werden in der GWA Statistik identisch mit 60 Punkten gewertet. Das Effie Gold wurde eine Woche lang auf der Homepage Deiner Agentur vollflächig gefeiert. Man möchte eigentlich herzlich gratulieren, wenn da nicht ein paar Fragen und Fakten wären.


2. GWA Effie: Kriterien der Kategorie "Evergreen"

Die Verleihung der GWA Effie Awards 2015 erfolgt gemäß der gültigen Satzung, die auf der GWA Website veröffentlicht ist: "GWA EFFIE AWARDS 2015 - Bedienungsanleitung: Wie gewinne ich einen Effie". Die Effie Kategorie "Evergreen" prämiert laut dieser GWA Effie Satzung: "Die nachhaltig erfolgreiche kontinuierliche Entwicklung und Pflege einer Marke über einen längeren Zeitraum." Die satzungsgemäßen KPI's sind die "langfristige Betrachtung der Markenkommunikation" sowie die "langfristige Entwicklung von Image-Items". Die Agentur Jung von Matt hat die Marke Astra 1998 für ein Jahr betreut.
Diese Tatsache kann zu Fragen führen: Welche Leistung in diesem einen - 17 Jahre zurück liegenden - Jahr berechtigt zu einem Goldenen Effie gemäß der oben zitierten Kriterien? Wie kann eine einjährige Leistung zu einer Effie Prämierung in einer Dauerläufer-Kategorie führen, deren Sinn es ist, die kontinuierliche Pflege und Entwicklung einer Marke über einen längeren Zeitraum auszuzeichnen? Wie kann eine im vergangenen Jahrtausend, im Jahr 1998 nicht nur begonnene, sondern auch beendete Agentur-Leistung zum Gewinn eines frischen Effie im Jahr 2015 führen?
In der Kategorie "Evergreen" geht es laut Satzung um das kontinuierliche Frischhalten einer Kampagne bis zum heutigen Tag. Der inhaltliche Lackmus-Test würde lauten: Sind die 16 Jahre Philipp und Keuntje für „Astra. Was dagegen?“ ausreichend um einen „Evergreen“-Effie zu gewinnen? Ist das eine Jung von Matt-Jahr (1998) ausreichend, um einen Goldenen Effie gemäß der KPI’s der „Evergreen“-Kategorie zu gewinnen? Wenn wir allen Ernstes aus dem Zukunfts-Effie einen Museums-Effie machen und einer mehr als 16 Jahre zurückliegenden einjährigen Arbeit einen aktuellen Goldenen Effie verleihen, schaffen wir einen absurden Präzedenzfall, der in seiner Konsequenz zu einer komplexen und problematischen Diskussion uralter Ansprüche in den nächsten Jahren führen wird. Die GWA Definition der Kriterien und KPI's der Effie Kategorie "Evergreen" legt nahe, dass eine in der Kategorie "Evergreen" eingereichte einjährige Arbeit nicht die geringste Chance hätte, einen Effie zu gewinnen.
Deine Agentur hat das offenbar genauso gesehen, denn trotz der Einreichung von 14 Effie Cases war der Astra Case nicht dabei. Auch sonst ist niemand bei den Einreichungen für den diesjährigen Effie auf die Idee gekommen, Jung von Matt in Zusammenhang mit der einjährigen Betreuung der Marke Astra im Jahr 1998 als Kandidat für einen Evergreen Effie zu nennen. Die Logik der Kategorie "Evergreen" und der Zeitraum von 17 Jahren - nach dem fast alle Ansprüche des Wirtschaftslebens verjährt sind - haben das auch nicht nahe gelegt.
Wieso hat dann die Effie Jury Deiner Agentur einen Goldenen Effie in der Kategorie "Evergreen" verliehen? Die Wahrheit ist: Die Effie Jury hat Deiner Agentur keinen Goldenen Effie verliehen. Sie kannte zum Zeitpunkt der Jury-Sitzung den Namen Jung von Matt in Zusammenhang mit dem Astra Case weder aus den Einreichungsunterlagen noch aus einer mündlichen Jury-Debatte.


3. Die Geltung der Effie Satzung: "Beteiligte Agenturen" und Nachmeldungen

Die Effie Jury ist die einzige Instanz, die auf Basis der eingereichten Cases über Shortlist-Plätze und Effies in Bronze, Silber und Gold entscheidet. Den "Astra. Was dagegen?" Case hatte die Agentur Philipp und Keuntje, die die Marke kontinuierlich seit 1999 betreut, in der Kategorie "Evergreen" eingereicht. In den Einreichungsunterlagen hat die Agentur nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, "beteiligte Agenturen" zu nennen, welches in der Regel Spezial-Agenturen sind, die maßgeblich an der Erstellung einer eingereichten orchestrierten Marken-Kampagne beteiligt waren. Der "Astra. Was dagegen?" Case hat in der von Philipp und Keuntje eingereichten Form der GWA Effie Jury vorgelegen.
Auf Basis dieser Einreichung hat die Effie Jury den Case am 30.09. in die Shortlist gewählt und am 01.10. mit Gold ausgezeichnet. Der Name Jung von Matt als "beteiligte Agentur" stand an den beiden Effie Jury Tagen weder in den Unterlagen noch zur Debatte. Wenn Jung von Matt dennoch für den einjährigen Beitrag zum "Astra. Was dagegen?" Case im Jahr 1998 mit Gold in der Kategorie Evergreen "belohnt" wird, das "in der Statistik des GWA" genauso viel zählt wie die 16-jährige erfolgreiche Arbeit des Einreichers Philipp und Keuntje, dann geschieht das nicht auf Basis einer GWA Effie Jury Entscheidung.
Die Effie Jury kannte zum Zeitpunkt ihrer Tagung nur die offiziellen Einreichungsunterlagen. Erst nachdem der Astra Case durch die Jury mit "Gold" ausgezeichnet wurde, wurde Jung von Matt ohne Wissen und ohne Beteiligung der GWA Effie Jury im Zuge einer Nachmeldung als "beteiligte Agentur" eingetragen. Diese Nachmeldung ermöglichte die Verleihung von Effie Gold unter Ausschluss der Jury. Wie sind derartige Nachmeldungen geregelt? Die gültige GWA Effie Satzung definiert im Kapitel "4. Teilnahme" die Regeln für Effie Einreichungen und Nachmeldungen verbindlich: "Bei Gemeinschaftseinreichungen können Sie als Einreicher bis zu vier beteiligte Agenturen benennen. Nachmeldungen sind nicht möglich. Ihre Angaben hierzu sind vollständig, sobald Sie Ihre Einreichung final speichern beziehungsweise die finale Entry-Deadline erreicht ist. Nur die maximal vier gemeldeten Agenturen finden für das Effektivitäts-Ranking Berücksichtigung."
Deutlicher kann man es nicht formulieren. Weder der Einreicher - in diesem Fall: Philipp und Keuntje gemeinsam mit dem Kunden Carlsberg für die Marke Astra - noch irgendjemand anderes hatte laut GWA Effie Satzung das Recht zu einer Nachmeldung. Die Effie-Statuten lassen keinen Interpretationsspielraum: Die Nachmeldung von Jung von Matt als "beteiligte Agentur" ist irregulär.


4. Prüfpunkte und bindende Wirkung der Jury-Entscheidung

Die Agentur Philipp und Keuntje hat den Astra Case gemeinsam mit dem Kunden Carlsberg fristgerecht zur "Final deadline" am 01.07.2015 eingereicht. Die GWA Effie Satzung (Punkt "7. Termine") sieht zwei Prüfpunkte in Bezug auf die Korrektheit der Case Einreichungen vor: "Formaler Check der Einreichung durch den GWA" vom 01. bis 07. Juli 2015 und "PreCheck der Einreichung durch Effie-Gremium" ab 18. September 2015. Diese beiden Prüfpunkte haben den Sinn, dafür zu sorgen, dass die Korrektheit der eingereichten Cases vor der zweitägigen Jury-Sitzung geprüft wird.
Die Jury soll durch dieses Verfahren nicht mit der Prüfung der einzelnen Cases belastet werden, sondern die eingereichten, bereits geprüften und als korrekt bewerteten Cases nach ihrer Effektivitäts-Leistung in Bezug auf die Kriterien einer Kategorie bewerten. Die Jury trifft auf Basis der eingereichten und gemäß des vorgesehenen Prüfverfahrens "freigegebenen" Cases eine endgültige Tatsachenentscheidung für Bronze, Silber und Gold gemäß der Kriterien der einzelnen Effie Kategorien. Eine Anfechtung dieser Tatsachenentscheidung der Jury ist in der Effie Satzung nicht vorgesehen.
Die Entscheidung der GWA Effie Jury über die Vergabe der Awards 2015 war somit am 01. Oktober 2015, dem zweiten Tag der Jury-Sitzung, verbindlich und irreversibel abgeschlossen. Als GWA Effie Jury-Vorsitzender hattest Du die Chance, die am 01. Juli 2015 von der Agentur Philipp und Keuntje hochgeladene Einreichung des "Astra. Was dagegen?" Case an den von der Satzung vorgesehenen beiden Prüfpunkten zu prüfen und - im Fall von Bedenken in Bezug auf die Korrektheit der Astra Case Einreichung - der GWA Effie Jury an den beiden Sitzungstagen Deine Veto-Punkte zur Diskussion zu stellen. Von keiner dieser Möglichkeiten hast Du Gebrauch gemacht. Die GWA Effie Jury hat am 1. Oktober 2015 den Astra Case in der von Philipp und Keuntje am 01. Juli 2015 hochgeladenen Form mit Gold prämiert.
Die Einreichung von Philipp und Keuntje hat keine weiteren "beteiligten Agenturen" beinhaltet. Da der Astra Case in der von Philipp und Keuntje eingereichten Form alle Prüfpunkte des Effie-Verfahrens erfolgreich passiert hat und Nachmeldungen ausgeschlossen sind, ist mit der Jury-Entscheidung vom 01. Oktober 2015 satzungsgemäß unanfechtbar entschieden worden, dass für die Marke "Astra" in der Kategorie "Evergreen" nur die Agentur Philipp und Keuntje und ihr Kunde Carlsberg mit dem Goldenen Effie 2015 ausgezeichnet werden.
Die GWA Effie Satzung formuliert mit höchster Klarheit: „Die Entscheidung der Jury ist bindend und erfolgt unter juristischer Aufsicht.“ Bis zu dieser bindenden Jury-Entscheidung vom 01. Oktober ist es ein absolut korrektes Verfahren, dessen Ergebnis auf der Effie-Gala am 05. November 2015 in Frankfurt verkündet wurde: Astra-Effie-Gold in der Kategorie "Evergreen" für Philipp und Keuntje (einzige Agentur) und Carlsberg (einziger Kunde).


5. Die Rolle des GWA Effie Jury-Präsidenten

Dass, wie von Dir verkündet, auch Deine Agentur mit einem Goldenen Effie für den Astra Case "belohnt" wird, ist Deiner besonderen Aktivität zu verdanken, die Du nach Abschluss der zweitägigen GWA Effie Jury-Sitzung, also nachdem feststand, dass der Astra Case ein Gold-Case ist, entfaltet hast. Konkret: Du hast nach der verbindlichen Jury-Entscheidung am 01. Oktober 2015 Dein Amt als GWA Effie Jury-Vorsitzender gebraucht, um hinter dem Rücken der Jury und im toten Winkel der öffentlichen Aufmerksamkeit der Agentur Jung von Matt eigenhändig einen "Goldenen Effie" zu verleihen.
Um dieses Ziel zu erreichen, hast Du beim Einreicher des Astra Case, der Agentur Philipp und Keuntje, ab dem 05. Oktober 2015 schriftlich und mündlich darauf hingewirkt, dass diese einer nicht satzungsmäßigen "Nachmeldung" von Jung von Matt als "beteiligte Agentur" zustimmt. Nachdem das Jury-Gold für den Astra Case feststand, hast Du die gesamte Autorität und vermeintliche Neutralität des Amtes des GWA Effie Jury-Vorsitzenden eingesetzt, um dieses Gold zusätzlich Deiner eigenen Agentur zu verleihen.
Dazu hast Du Dich am 05. Oktober bei einem Geschäftsführer der Agentur Philipp und Keuntje gemeldet, um ihm mitzuteilen, dass Du ernsthafte Zweifel an der Korrektheit der Einreichung von Philipp und Keuntje hast. Es bestünde die Gefahr, dass der "Astra. Was dagegen?" Case disqualifiziert würde oder Philipp und Keuntje die Einreichung zurücknehmen muss. Es gäbe aber auch eine Lösung: Philipp und Keuntje müsse Jung von Matt als "beteiligte Agentur" in den Credits der Einreichung nachmelden. Der Geschäftsführer von Philipp und Keuntje wusste in diesem Moment nicht, dass eine "Nachmeldung" von der GWA Effie Satzung, die Du als neutraler Jury-Präsident zu vertreten hast, ausgeschlossen ist. Er wusste auch nicht, dass die Korrektheit eines Effie Case zu den oben genannten Prüfpunkten oder während der Jury-Sitzung in Frage gestellt werden kann. Aber nicht nach der abgeschlossenen Tatsachenentscheidung der Jury.
Der GWA Effie Jury-Vorsitzende hat nicht das Recht, nach der finalen Jury-Entscheidung einen Case eigenmächtig zu disqualifizieren oder eine Agentur außerhalb des geregelten Verfahrens zur Rücknahme einer Einreichung aufzufordern. Diese Sachverhalte waren dem Geschäftsführer von Philipp und Keuntje nicht bekannt. Er sah die Anerkennung für die 16-jährige Arbeit seiner Agentur für die Marke „Astra" in Form eines Goldenen Effie in der Kategorie "Evergreen“ durch Deine Worte unmittelbar bedroht und hat keinen anderen Weg gesehen als Deinem "Angebot" zuzustimmen, Jung von Matt als "beteiligte Agentur" nachzumelden.
Der GWA Effie Jury-Präsident hat die Geltung der Satzung der "GWA Effie Awards 2015" zu vertreten. Er hat Neutralität zu wahren und deshalb kein Stimmrecht in der Jury.


6. Der vermeintliche "Sündenfall" von Philipp und Keuntje

Worin bestand nun der vermeintliche "Sündenfall" des von Philipp und Keuntje und dem Kunden Carlsberg eingereichten Astra Case? Ein „Sündenfall", der zwischen der Einreichung am 01. Juli 2015 und dem Beginn Deiner Intervention am 05. Oktober 2015 über drei Monate lang von niemandem bemerkt oder als relevant erachtet wurde. Weder von Dir, noch von den für die im GWA Verfahren vorgesehenen Prüfpunkte Verantwortlichen, noch von den Effie Jury- Mitgliedern. Nachdem das Jury-Gold für „Astra“ feststand, hast Du innerhalb von 3 Tagen plötzlich etwas bemerkt und als inkorrekt befunden, das Du zuvor 3 Monate lang entweder nicht bemerkt oder nicht als inkorrekt erachtet hast.
Nachdem der Astra Case dank Jury-Entscheidung definitiv zum Gold Case geworden war, hast Du plötzlich die Chance für ein Veto zugunsten Deiner eigenen Agentur gesehen, das Du zuvor drei Monate lang in den Effie-Jurierungsprozeß hättest einbringen können. Es bleibt Dein Geheimnis, warum Du das "große Problem" drei Monate lang nicht gesehen und dann innerhalb von drei Tagen "entdeckt" hast. Worum geht es? Philipp und Keuntje und der Kunde Carlsberg haben in ihrer Einreichung als Kampagnenzeitraum des „Evergreen“-Case die Jahre 1998 bis 2015 angegeben.
Im Jahr 1998, in dem er noch bei Jung von Matt angestellt war, hat Hartwig Keuntje als Kreativer die „Astra. Was dagegen?“-Kampagne aus der Taufe gehoben. Von 1999 bis heute hat er sie mit seiner Agentur Philipp und Keuntje kontinuierlich erfolgreich weiterentwickelt. Diese 16 Jahre der Philipp und Keuntje Ära sind ohne Zweifel ausreichend, um die Dauerläufer- Kriterien der „Evergreen“-Kategorie zu erfüllen. Dennoch hat Philipp und Keuntje den Zeitraum von 17 Jahren also inklusive des Jahres 1998, in dem Hartwig Keuntje bei Jung von Matt gearbeitet hat, als Referenzrahmen angegeben. Das Jahr 1998 diente dabei als Ausgangspunkt und Nullmessung. Im Case-Film haben Philipp und Keuntje und der Kunde Carlsberg neben Motiven aus den 16 Philipp und Keuntje-Jahren auch Motive aus dem Jahr 1998 verwendet.
Du hast drei Monate Zeit gehabt, Zweifel an der Korrektheit der „Astra“-Einreichung von Philipp und Keuntje in das Effie-Jurierungsverfahren einzubringen. Das ist nicht geschehen. Eine sinnvolle und verständliche Heilung dieses "großen Problems" hätte darin bestehen können, Philipp und Keuntje zu bitten, den Kampagnen-Zeitraum ihres „Evergreen“-Case auf 1999 bis 2015 anzupassen. Und die wenigen Case-Motive aus dem Jahr 1998 auszublenden. Aber der Agentur Philipp und Keuntje die Option zu präsentieren, sie könne disqualifiziert werden, wenn sie nicht der Nachmeldung von Jung von Matt als „beteiligte Agentur“ zustimme, ist nicht nur nicht satzungskonform, sondern ein eklatanter Missbrauch der Autorität des zur Neutralität und zur Einhaltung der Satzung verpflichteten GWA-Effie Jury-Präsidenten.


7. Die nachträgliche Manipulation der Shortlist

Da die satzungswidrige Nachmeldung von Jung von Matt als „beteiligte Agentur“ das Instrument dieses Missbrauchs ist, musste sie möglichst perfekt vertuscht werden. Es mussten Fakten geschaffen werden, die suggerieren, die Agentur Philipp und Keuntje und der Kunde Carlsberg hätten schon in ihrer ursprünglichen Einreichung Jung von Matt als „beteiligte Agentur“ gemeldet. Das einzige öffentlich zugängliche Dokument, das den Status der Einreichungen nachweist, ist die mit der GWA Pressemitteilung vom 30. September (Headline: "Die Shortlist der GWA Effie Awards 2015 steht“) versandte "Liste aller Finalisten".
Diese Liste ist auf der GWA Website unter Pressemitteilungen zu finden. Wer diese Liste vom 30.09. heute aufruft, erhält den „Beweis“, dass Jung von Matt bereits zum Zeitpunkt der Jury- Sitzung am 30. September als am Astra Case „beteiligte Agentur“ genannt war und als solche zu den „Finalisten“ gehörte. Dieser „Beweis“ beruht auf einer Manipulation. Die tatsächlich am 30. September als Anhang zur GWA Pressemitteilung versandte „Liste der Finalisten“, die dem gültigen Stand der Einreichungen entsprach, hatte Jung von Matt nicht als „beteiligte Agentur“ genannt.
Das jetzt auf der GWA Website abrufbare Dokument, das den Eindruck erweckt, den Stand vom 30. September zu dokumentieren, wurde am 7. Oktober - also eine Woche nach der Jury- Sitzung - klammheimlich verändert. Zwei Tage nach dem Beginn Deiner Intervention, die Philipp und Keuntje gedrängt hat, einer unzulässigen Nachmeldung zuzustimmen, wurde am 7. Oktober der Name "Jung von Matt" als „beteiligte Agentur“ ohne Änderungshinweis und ohne Information der Jury in diesem offiziellen GWA Dokument irregulär nachgetragen.
Auf der GWA Website wird seitdem durch die derart manipulierte „Liste der Finalisten“, die vorgibt, den Stand vom 30.09.2015 zu dokumentieren, der Eindruck erweckt, Jung von Matt wäre bereits bei der Einreichung des Astra Case als „beteiligte Agentur“ genannt worden. Durch diese Manipulation wurde die Illusion geschaffen, dass der Goldene Effie für Jung von Matt in der Kategorie „Evergreen“ rechtmäßig sein könnte.


8. Fazit und Konsequenzen

Lieber Thomas, wie kann es sein, dass Du Deine Glaubwürdigkeit als zu Neutralität verpflichteter GWA Effie Jury-Präsident aufs Spiel setzt, nur um Deiner Agentur einen Goldenen Effie zuzuschanzen, der ihr nach allen Regeln der Satzung, die Du als Jury-Präsident vertreten sollst, definitiv nicht zusteht?
Wie kann es sein, dass Du als Jury-Präsident ohne Stimmrecht Deine eigene Agentur nach Gutsherrenart mit einem Goldenen Effie "belohnst", obwohl Deine Agentur seit 17 Jahren nicht mehr für den betreffenden Kunden arbeitet, obwohl sie bei keiner Einreichung und bei keiner Shortlist-Nominierung jemals in Zusammenhang mit diesem Gold Case genannt wurde?
Wie kann es sein, dass Du, nur um "Gold" zu sichern, den Geschäftsführer einer GWA-Mitgliedsagentur unter Vorspiegelung falscher Tatsachen unter Druck setzt? Wie kann es sein, dass ein offizielles Dokument wie die "Liste der Finalisten" (Shortlist) nachträglich manipuliert wird, um den Anschein der Rechtmäßigkeit zu erwecken?
Die GWA Effie Satzung trägt den Titel "Bedienungsanleitung: Wie gewinne ich einen Effie". Du hast gezeigt, dass man einen Goldenen Effie auch ganz anders gewinnen kann. Du hast als GWA Effie Jury-Präsident Deiner Agentur einen irregulären Goldenen Effie verliehen, unter Umgehung der Effie Jury, der Effie-Statuten und verbunden mit der Manipulation von Dokumenten.
Das Regelwerk der GWA Effie Satzung macht unmissverständlich klar: Der Effie ist kein Selbstbedienungsladen des Jury-Vorsitzenden! Eine Kultur der Wertschätzung beginnt mit dem Respekt vor der Arbeit aller Agenturen, vor der Arbeit der Effie Jury, vor der Neutralität des Amtes und vor den Regeln unseres Verbandes. Wertschätzung für den GWA sowie den GWA Effie und seine Satzung muss in diesem Moment darin bestehen, Fehler zu korrigieren und Konsequenzen zu ziehen.


Das bedeutet angesichts der Fakten:

1. Die Agentur Philipp und Keuntje ist im neuen GWA Effie Buch und allen künftigen Publikationen in Bezug auf den Astra „Evergreen“ Case als alleinige Agentur zu nennen, die - gemeinsam mit ihrem Kunden Carlsberg - den Goldenen Effie gewonnen hat.


2. Die irreguläre Vergabe des Goldenen Effie für den Astra „Evergreen“ Case an Deine Agentur ist aufgrund der Faktenlage mit sofortiger Wirkung rückgängig zu machen.


3. Die "Liste aller Finalisten", die als Anhang zur GWA Pressemitteilung vom 30. September auf der GWA Website aufgerufen werden kann, ist wieder in den korrekten, nicht manipulierten Zustand vom 30.09.2015 zu versetzen, in dem Jung von Matt nicht als beteiligte Agentur genannt wird.


4. Die auf dem irregulären Effie Gold für den Astra Case basierenden Punkte in der "GWA Statistik" und im "GWA Effectiveness-Ranking" sind wieder abzuerkennen. Das gilt ebenfalls für alle weiteren Rankings, in denen der GWA Effie gewertet wird. Alle bereits veröffentlichten Rankings sind durch den entsprechenden Punktabzug zu korrigieren.

Die Selbstwertschätzung unseres Verbandes und seiner Regeln sollte dazu führen, die oben stehenden vier Punkte schnellstmöglich umzusetzen. Wenn diese Konsequenzen gezogen werden, wird der GWA Effie in seiner Glaubwürdigkeit gestärkt, da auch für die Zukunft klar gestellt ist: satzungswidriges Handeln, Verstöße gegen die Neutralitätspflicht des GWA Effie Jury-Präsidenten, Vertuschung und Manipulation von Dokumenten werden nicht toleriert.
Ich hoffe, dass eine offene Diskussion auch dazu führt, die zeitgemäßen Maßstäbe, die an das Ehrenamt des GWA Effie Jury-Präsidenten anzulegen sind, für alle verbindlich zu definieren. Wir schreiben das Jahr 2015: Täuschen, Tricksen und doppeltes Spiel haben kurze Beine. Klarheit, Fairness und Transparenz sind die Werte der Zukunft. Unsere Branche sollte an der Spitze und nicht am Ende dieses Wertewandels stehen.

Mit herzlichem Gruß FM
Frank-Michael Schmidt, Partner und CEO der GWA Mitgliedsagentur Scholz & Friends Group