ANZEIGE

Wie die Welt von morgen weitertickt: Was DOKYO auf The Next Web Conference beeindruckte


Selbstbewusst: Next Web Willkommens-Slogan am Eingang (Foto: DOKYO)

The Next Web in den Niederlanden gehört mit zu den führenden Events in Europa, wenn es um Technologie und Gesellschaft geht. In diesem Jahr ging es weniger um das "nächste große Ding", vielmehr wurde über die praktische Ausrichtung und Verbesserung von aktuellen Technologien und Innovationen nachgedacht.

Ein Gastbeitrag von Tristan Rodgers, Account Manager Digital bei der Hamburger DOKYO

Am Eingang begrüßt The Next Web Conference (TNW) die Besucher mit dem Slogan 'The Heart of Tech' und das stimmt auch. Die TNW ist eine Kulturhochburg mit Festivalcharakter. Die etwa 17.500 Teilnehmer informieren sich über die aktuellen technologischen und digitalen Entwicklungen. Auf allen Veranstaltungen wurde wie immer intensiv diskutiert.

Während der Eröffnungsshow stand der Mensch im Vordergrund: "Wie kann die Digitalisierung eingesetzt werden, um uns weiter zusammenzubringen und nicht weiter auseinander?" Verschiedene Beispiele verdeutlichen auf der TNW die Notwendigkeit, Lösungen zu finden. Die aktuellen Ereignisse rund um Bots und AI, die sogar unsere politische Meinung beeinflussen können, machen die Aufgabe relativ klar. Artificial Intelligence (AI) dringt in alle Bereiche des Lebens ein und optimiert die Abläufe, in der Industrie und zu Hause. Hier sind sieben Themen, die die Besucher der TNW bewegt haben.

1. Besonders die Lebensmittelbranche will mit Hilfe von KI in Zukunft die Lebensmittelverschwendung eindämmen

Aufregend waren die konkreten und sinnvollen Ideen, wie Unternehmen es mit Hilfe von Algorithmen jetzt angehen, die Produktion zu optimieren und digitale Kontrollinstanzen einzuführen, um die Lebensmittelverschwendung einzudämmen. Im Panel zwischen Jessi Baker (Gründer, Provenance), Philip Verey (Commercial Director, Winnow), Lucas Jeffries (Kantinenchef, InStock) und Eva Gladek (Mitbegründerin, Metabolic) wurde erklärt, wie diese Optimierung bei Herstellung und Transport von Lebensmitteln sowie bei der Verwertung in den Kantinenküchen mittlerweile finanzielle Vorteile erzeugt. Die Politik ist jetzt am Zug, diese nur noch zu fördern, sodass wir flächendeckend und in kleineren Betrieben eben diese Technologie einsetzen können.

2. Die Welt verbessern mit Open-Source Technologie

Das haben sich auch die Bewerber zu Herzen genommen, die ihre Unternehmen beim Chivas Venture Global Final vorstellten, um eine Million Euro Kapital zu gewinnen. In der Jury saß u. a. Zoe Saldana (Hollywood-Schauspielerin und Gründerin BESE). Einer der Bewerber, das Start-up Tyke von Tey Al-Rjula, nutzt zum Beispiel eine Open-Source-Technologie, um Einwanderer zu schützen, die durch Vertreibung und Krieg alle persönlichen Dokumente verloren haben. Tyke hilft den Zugang zu grundlegenden Menschenrechten. Dazu gehört, jedem Menschen eine digitale Identität zu ermöglichen und sie mit einer Blockchain schützen.

3. Nike: Weniger Sneaker-Retouren mit einer coolen App

Das alte Problem der wirklich korrekten Ermittlung der Schuhgröße scheint Nike mit Hilfe der AI gelöst zu haben. Michael Martin (Global Head of Digital, Nike) stellte eine neue Nike-App vor, die mit der Kamerafunktion 13 Faktoren der Füße von Usern analysiert und daraus die korrekte Schuhgröße und den dazu passenden Schuh ermittelt. Der Vorteil: In Nike-Stores soll die App helfen, Kunden zu individuell beraten und dafür sorgen, dass Mitarbeiter weniger Zeit damit verbringen, verschiedene Kartons mit unterschiedlichen Schuhgrößen aus den Lagern zu holen. Auch der Onlinehandel soll damit effektiver werden, denn mit der neuen App können unnötige Retouren vermieden werden.

4. Die Customer Experience nachhaltig verbessern

Robert Vis (Gründer, MessageBird) erklärte, die aktuelle Herausforderung von Unternehmen sei es, die Consumer Journeys zufriedenstellend zu meistern, weil der Konsument immer mehr der Taktgeber sei. Die Kommunikation wird immer komplexer, sie umfasst den kompletten Marktauftritt und reicht vom Store über den Webauftritt bis hin zu den Apps. Seiner Meinung nach bekommen Chats eine immer größere Bedeutung, denn hier findet die direkte Kommunikation mit Kunden statt. Das Problem hierbei: die internationale Vielfalt an Messengern. MessageBird glaubt, hier die Lösung für Unternehmen geschaffen zu haben, indem alle Formate durch eine Schnittstelle bedient werden können.

5. Nachrichten und Podcast brauchen eine eigene Plattform wie Spotify

Im Panel "The Future of new Media" diskutierten Alexander Klöpping (Gründer, Blendle) und Boris Veldhuijzen van Zanten (Gründer und CEO, TNW) über die Probleme und Chancen von News oder Podcasts und wie diese Bildungsformate den Menschen zugänglicher gemacht werden müssen. Hierbei wurden Vergleiche zur früheren Plattenindustrie gezogen, als die Major Labels fast alle mal eigene Streamingdienste etablieren wollten, und am Ende heute von Spotify dominiert werden. Bei Podcasts gebe es aktuell immer noch das Problem, einen vernünftigen Algorithmus zur Filterung und Kategorisierung zu finden, der das Suchen und Finden von Formaten erleichtert. Aktuell dient mehr der Freundeskreis zur Empfehlung von Podcasts, da sollte der Anspruch höher liegen.

6. Algorithmen nicht mehr blind vertrauen

Dass die Flut an digitalen Informationen und Technologien immer mehr bizarre Plattformen für Verschwörungstheorien, soziale Abgrenzung, Misstrauen, blindes Vertrauen und politische Konflikte bietet, das diskutierte James Bridle (Autor, "The New Dark Age") in seinem Vortrag "Is technology making the world harder to understand?". Er machte darauf aufmerksam, warum es notwendig ist, Algorithmen zu folgen, um eine Effektivität zu erzeugen. Bridle erklärte aber auch, warum es manchmal lebensgefährlich sein kann, wenn wir ihnen blind vertrauen, wie zum Beispiel durch "Death by GPS": Hier wird erklärt, wie veränderte Lebensbedingungen in Regionen Kaliforniens bei einer vorgeschlagenen GPS-Route nicht berücksichtigt werden und dadurch ortsunkundige Menschen in Lebensgefahr brachte. Einige Menschen starben sogar schon dadurch.

7. AI hat keine Vorurteile: Mehr Diversität und weniger Diskriminierung

In einem Gespräch zwischen Hanneke Faber (President Europe of Unilever) und Dan Thomas (Chefredakteur, Financial Times) erklärte Ersterer die Veränderungen bei Unilever. Beim Recruiting setzt der Konzern auf drei AI-basierte Vorstellungsrunden. Mit Hilfe von Algorithmen können so die Fähigkeiten der Bewerber eingeschätzt werden, ganz ohne Kontakt zu Menschen. Dieser erfolgt erst in einer letzten Runde. Dadurch soll eine höhere Diversität und weniger Diskriminierung geschaffen werden. Auch der Trend zum Future Food mit Knorr und die Positionierung auf dem Markt mit veganen Produkten wie 'Love, Beauty & Planet' wurden hervorgehoben.

Das Fazit: Insgesamt war die TNW wieder eine beeindruckende Veranstaltung. Es ist zu empfehlen, solche Veranstaltungen wie die TNW zu nutzen, einerseits haben die Vorträge eine sehr hohe Qualität. Auch der Austausch mit anderen Besuchern und Sprechern kommt nicht zu kurz. Durch die vielen Optionen und die lockere Atmosphäre kann jeder sein Netzwerk aufbauen. Wichtiger für mich, als die vergleichbaren Veranstaltungen in Deutschland, es ist hier viel internationaler und das spürt man, besonders bei der Qualität der Speaker, die fast alle aus der Führungsebene sind und sich ganz locker unter die Besucher mischen. Hier finden dann echte Talks statt.


zurück

(as) 17.05.2019


Druckansicht