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Amazon will mit eigener KI das Kundenerlebnis auf ein neues Level heben - Foto: Brooke Cagle on Unsplash

Amazon will mit eigener KI das Kundenerlebnis auf ein neues Level heben - Foto: Brooke Cagle on Unsplash

Big Tech

Wie Amazon die Tech-Konkurrenz herausfordert

Amazon geht es gut. Allein im vergangenen Jahr konnte der Tech- und Handelsriese seinen Umsatz um knapp 12 Prozent im Vergleich zu 2022 von 514 Milliarden auf 575 Milliarden Dollar steigern. Auf die USA fielen davon 316 Milliarden Dollar, der Rest von 131 Milliarden (was einer Steigerung von elf Prozent gegenüber 2022 entspricht) kam aus dem Rest der Welt. Hinzu kam noch ein Plus von 13 Prozent aus dem Geschäftsbereich AWS (Amazon Web Service), der mit 91 Milliarden Dollar in die Bilanz einzahlte.

Darüber hinaus haben sich das Betriebsergebnis und der Free Cash Flow (FCF) exorbitant verbessert, wie Amazon-Chef Andy Jassy in seinem mit dem 12. April 2024 datierten Brief an die Aktionäre schrieb. Hiernach ist das Betriebsergebnis 2023 gegenüber dem Vorjahr um 201 Prozent auf 36,9 Milliarden Dollar gestiegen, was einer operativen Marge von 6,4 Prozent entspricht. Außerdem habe sich der um die Finanzierungs- und Leasingverträge für Ausrüstungen bereinigte Zwölfmonats-FCF von -12,8 Milliarden Dollar im Jahr 2022 auf 35,5 Milliarden in 2023 gedreht.


Andy Jassy startete seine Karriere bei Amazon im Mai 1997. Seit Juli 2021 ist er Präsident und CEO des Unternehmens - Foto: Amazon

Einen Teil dieses Geldes will Jassy, so geht es zumindest aus seinem Brief an die Shareholder hervor, in die Entwicklung eigener KI-Module stecken, um den Kunden ­– womit er sowohl die gewerblichen als auch die Endkunden meint – eine Plattform zur Verfügung stellen zu können, auf der sie die einzelnen Modula für ihre eigenen Zwecke zusammenstellen und nutzen können.

Damit böte, und werde noch viel mehr, die Technologie eine der größten Chancen für Amazon bieten, weiter zu wachsen. Und werde über kurz oder lang gleichauf mit dem Marktplatz, Prime und Amazon Web Service (AWS) liegen. "Das Ausmaß des gesellschaftlichen und geschäftlichen Nutzens der möglichen Lösungen wird uns alle verblüffen. Wir sind optimistisch, dass ein Großteil dieser weltverändernden KI auf AWS aufgebaut sein wird", schreibt er.

Vier Milliarden für Anthropic

Dieser Vorstoß ist insofern bemerkenswert, als dass Amazon sich mit Einblicken in seine KI-Pläne – im Gegensatz zur Big-Tech-Konkurrenz – bislang eher bedeckt gehalten hatte. Was aber nicht bedeutet, dass der Handelsriese nicht investiert hätte. So investierte das in Seattle sitzende Unternehmen beispielsweise vier Milliarden Dollar in das KI-Startup Anthropic, das im Jahr 2021 von einigen OpenAI-Mitgliedern gegründet wurde. Die Partnerschaft wurde inzwischen zu einer Art Aushängeschild für Amazon, vergleichbar mit der Partnerschaft zwischen OpenAI und Microsoft.

Im aktuellen Brief an die Shareholder geht Jassy aber nicht so sehr auf die Anthropics-Partnerschaft ein. Vielmehr erklärt er laufende und kommende Engagements. So hob er beispielsweise Investitionen in Graviton-CPU-Chips sowie den Trainium-Chip zum Trainieren von KI-Modellen und seinen Inferentia-Chip zum Inferencing (Einbeziehung von KI-Modellen zur Erfüllung von Aufgaben) dieser Modelle als Schlüsselangebote hervor, mit denen sich Amazon von der Konkurrenz unterscheide. Denn auch wenn Amazon, wie der Big-Tech-Mitbewerb, seinen Kunden bereits seit geraumer Zeit eine breite Palette von Nvidia-Chips für das Training und den Einsatz von KI-Modellen an, seien Amazons Chips eine praktikable Alternative, die die Bedürfnisse der Kunden in einer Zeit erfüllen können, in der Nvidia-Chips knapp sind und die Preise für die Ausführung von KI-Modellen in die Höhe schnellen.

„Das Ausmaß des gesellschaftlichen und geschäftlichen Nutzens der möglichen Lösungen wird uns alle verblüffen.“

(Andy Jassy, CEO Amazon)

Neben den eigenen Lösungen wolle man, so Jassy, aber auch weiterhin die KI-Angebote anderer Tech-Unternehmen im Blick haben und anbieten, wie aktuell unter anderem Anthropic, Stability AI, Mistral, Meta, Cohere. "Die Kunden wollen nicht nur ein Modell", schreibt er. "Sie wollen Zugang zu verschiedenen Modellen und Modellgrößen für verschiedene Arten von Anwendungen." Und wies in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung eigener KI-Apps wie zum Beispiel die Amazon-Q-Plattform für AWS-Entwickler und den Chatpot Rufus hin.

Diese fast detaillierte Beschreibung dessen, was Amazon bislang hinter quasi verschlossenen Türen in KI investiert hat und wohin die Reise gehen soll, lässt erahnen, dass Jassy sein Unternehmen jetzt bereit dafür hält es, wie Google, Microsoft & Co. es seit Jahren praktizieren, auch öffentlich als einen wichtigen Akteur in Sachen generativer KI zu positionieren und damit die Vorgenannten herauszufordern. Wie die damit umgehen, wird sich zeigen – spätestens, wenn Microsoft und Google im Mai ihre eigenen Entwicklerkonferenzen abhalten.