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Springer prüft Ausstieg aus Briefgeschäft

Nach der Einigung auf einen Mindestlohn für Briefträger fährt der Springer-Konzern seine Aktivitäten im Postgeschäft zurück. Der Verlag habe in der vergangenen Woche eine Investmentbank beauftragt, potenzielle Käufer von Anteilen der Tochterfirma Pin zu suchen, berichtete jetzt das Magazin 'Focus'. Springer hatte erst im Sommer die Mehrheit an Pin übernommen und dafür 510 Millionen Euro bezahlt. Durch Investitionskosten belaufen sich die Pin-Verluste demnach dieses Jahr auf rund 55 Millionen Euro. Grund eines möglichen Ausstiegs sei vor allem der bevorstehende Mindestlohn. "Der fragwürdige Schulterschluss zwischen Politik, Post und Gewerkschaft bringt Pin und seine Mitarbeiter in eine bedrohliche Lage", zitierte das Magazin eine Springer-Sprecherin. Der "ungeheuerliche Vorgang" diene ausschließlich dem Ziel, den Monopolisten Deutsche Post zu stärken. Die Pin-Austräger erhalten im Durchschnitt einen Stundenlohn von 7,90 Euro. In einigen Regionen im Osten sind es fünf Euro. Nach dem nun beschlossenen Mindestlohn dürfen Briefträger im Westen nicht weniger als 9,80 Euro pro Stunde, im Osten neun Euro, verdienen.

Dem Bericht zufolge sind auch die Verhandlungen von Springer mit dem niederländischen Konkurrenten TNT ins Stocken geraten. Der geplante Pakt zwischen den Post-Herausforderern komme voraussichtlich nicht zu Stande. Die beiden Briefunternehmen wollten sich zusammenschließen, um den Marktführer besser angreifen zu können. Die beiden wichtigsten Pin-Manager scheiden zudem aus: Vorstandschef Günter Thiel und sein Stellvertreter Karsten Böhrs werden laut Insidern das Unternehmen verlassen. Hintergrund sei offenbar, dass der Springer-Vorstand Anfang Oktober Geheimverhandlungen mit dem Rivalen TNT hinter dem Rücken der Pin-Führung begonnen hatte. Die beiden Pin-Manager hätten erst später davon erfahren. Daraufhin habe Thiel dem Springer-Chef Mathias Döpfner mitgeteilt, er wolle seinen im Sommer auslaufenden Kontrakt nicht verlängern. Stellvertreter Böhrs habe bereits seinen Aufhebungsvertrag unterschrieben.