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Bertelsmann: Kundrun geht - wer wird Nachfolger?

Gruner+Jahr-Chef Bernd Kundrun hat relativ plötzlich den Vorstand des Mutterkonzerns Bertelsmann verlassen. Der Konzern ließ am Mittwoch erklären, Kundrun habe sein Mandat am Dienstabend mit sofortiger Wirkung niedergelegt (und bestätigt damit einen Vorab-bericht der Wochenzeitung 'Die Zeit'').  Er sei aber weiterhin Chef des Zeitschriftenverlags Gruner+Jahr in Hamburg. Dass er das noch lange bleibt, darf allerdings bezweifelt werden. (Sein Vertrag läuft noch bis 2010.)  Als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Zeitschriften-Chef Kundrun gilt derzeit Dr. Torsten-Jörn Klein, erfolgreicher Auslandsvorstand bei Gruner + Jahr. Aber auch G+J-Vorstand Dr. Bernd Buchholz (Leiter G+J Deutschland) und Dr. Friedrich Wehrle, Geschäftsführer der ausgesprochen erfolgreichen G+J-Tochter Motor Presse Stuttgart, werden von Insidern als mögliche Alternativen genannt.

Über die Gründe für Kundruns Schritt äußerte sich der Konzern nicht. Insider berichten allerdings von Differenzen mit Bertelsmann-Vorstands-Chef Hartmut Ostrowski. Dabei soll es auch um Investitionsmittel gegangen sei, die der Mutterkonzern angeblich nicht in ausreichender Höhe zur Verfügung gestellt habe. Kundrun habe darauf schon vor zwei Jahren hingewiesen. Damals hatten die Bertelsmann-Eigner um die Familie Mohn Firmenanteile des Minderheitsaktionärs Groupe Bruxelles Lambert (GBL) für 4,5 Milliarden Euro zurückgekauft und damit die Investitionsmöglichkeiten des Konzerns eingeschränkt.

Kundrun sei nicht länger gewillt, große Beträge aus der Zeitschriftensparte an die Muttergesellschaft in Gütersloh abzuführen, meldet dpa jetzt mit Verweis auf Kundruns Umfeld. In den vergangenen fünf Jahren hätten sich diese Beträge auf eine Milliarde Euro summiert, doch G+J müsse jetzt angesichts der Medienkrise die Hand für Investitionen freihaben. Dafür benötige der Verlag die entsprechenden Mittel. Insider bei Bertelsmann nannten diese Darstellung allerdings ein Ablenkungsmanöver. Kundruns Entscheidung werde als Affront gewertet. Auch dazu gab es von Bertelsmann keine Stellungnahme. Bekanntlich hatte das 'manager magazin' erst kürzlich berichtet, dass Kundrun Gespräche über einen Wechsel an die Vorstands-Spitze von ProSiebenSat.1 geführt hatte - einem Rivalen der Bertelsmann-TV-Tochter RTL Group. Die Meldung des Hamburger Magazins, an dem G+J beteiligt ist, sorgte für erheblichen Wirbel. Kundrun ließ die Kontakte zu ProSiebenSat.1 bestätigen, schrieb aber in einer E-Mail an seine Mitarbeiter: "Ich möchte Ihnen versichern, dass ich für diese Position nicht zur Verfügung stand."