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Medienbranche sieht Kundrun bei G+J auf dem Schleudersitz

Die Medienbranche rechnet nach dem Rücktritt Bernd Kundruns aus dem Bertelsmann-Vorstand, den er am Abend des 23. Dezembers erklärte (nb online), mit einem ebensolchen Schritt bei Gruner + Jahr. Offiziell hat Kundrun den Vorstandsvorsitz des Verlagshauses, an dem Bertelsmann 74,9 Prozent hält, noch bis Juli 2010 inne. Die restlichen 25,1% der G+J-Anteile hält die Familie Jahr, dessen Vertrauen Kundrun aber laut 'Handelsblatt' "offenbar" ebenfalls verloren habe.

Nach 'Focus'-Informationen (Focus Online, 27.12.) habe Bertelsmann-Vorstandschef Hartmut Ostrowski in einer Vorstandssitzung am 18. Dezember Forderungen Kundruns nach Millionen-Investitionen für Gruner + Jahr abgelehnt. Dieser Auseinandersetzung war ein weiterer Eklat vorangegangen. Kundrun habe bereits am 19. November auf der Bertelsmann-Vorstandssitzung angekündigt, gegen das Mutterhaus eine Klage wegen Wettbewerbsverstößen vorzubereiten. Dies allerdings wurde von Seiten G+Js bereits dementiert. Hintergrund: Die Frauenzeitschrift Laviva, die die Bertelsmann-Tochter Medienfabrik Gütersloh für den Lebensmittelhandelskonzern Rewe produziert, und die in dessen Filialen für 80 Cent verkauft wird. Die Produktion von Laviva widerspreche einem vertraglich fixierten Wettbewerbsverbot zwischen Bertelsmann und G+J, hieß es in 'Focus'. (Auch Burda hatte im Übrigen bereits zum Launch von 'Laviva' im Oktober 2008 versucht, wegen möglicher Ähnlichkeiten zu seiner 14-täglichen Frauenzeitschrift 'Freundin' rechtlich gegen 'Laviva' vorzugehen.) 'Laviva' verkaufte sich laut Unternehmensangaben im Oktober 2008 (Erstausgabe) rund 430.000 Mal, im November rund 376.000 Mal.


Kundruns Position bei Bertelsmann galt zudem spätestens als geschwächt, seitdem im Dezember bekannt geworden war, dass er sich für den bis vor wenigen Wochen vakanten Vorstandvorsitz der Pro SiebenSat.1 Group interessiert hatte.

Als potenzielle interne Kandidaten für seine Nachfolge bei Gruner + Jahr gelten die Vorstandsmitglieder Thorsten-Jörn Klein (Ausland) und Bernd Buchholz (Inland) sowie Achim Twardy (Finanzen/Zeitungen). Als externer Anwärter wird Andreas Wiele, Zeitschriftenvorstand bei Axel Springer, gehandelt.