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Expertendiskussion: 3D ist mehr als ein kurzfristiger Hype

Die im Filmgeschäft boomende 3D-Technik ist weit mehr als ein kurzfristiger Hype. Darüber waren sich die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion des FilmFernsehFonds Bayern und des Cluster Audiovisuelle Medien während der 'Medientage München' einig. 3D werde sowohl im Kino als auch im Home-Entertainment-Bereich die entscheidende Rolle spielen. Schon heute sei für viele junge Kinogänger "ein Film ohne Brille" nicht mehr attraktiv. Es stimme nicht, dass sich nur bestimmte Geschichten und Genres für die neue Technik eigneten.

"Bei der Stoffentwicklung spielt 3D überhaupt keine Rolle", betonte etwa Michael Coldewey, Geschäftsführer und Gründer der Trixter Film. Es gebe auch keine bevorzugten Genres wie Familien-, Animations- oder Actionfilme. Im Gegenteil, unterstrich Simon Sieverts, Geschäftsführer der treehaus film services, "sucht sich 3D gerade neue Themen". Für Sieverts geht der Trend zum Drama und zu größerer Intimität durch Nahaufnahmen in 3D. "Ensemblestücke und Theaterübertragungen" stellten laut Sieverts einen neuen Markt da. Nikolaus Lohmann, Geschäftsführer des Expertennetzwerkes Stereo 3D Experts, freut sich hingegen auf Reportagen, Dokumentationen und Live-EventÜbertragungen in 3D: "Es gibt einen wahnsinnigen Content-Bedarf", stellte er in München fest.

Einig waren sich die versammelten 3D-Experten darüber, dass die große Herausforderung beim Filmen für 3D der Arbeitsablauf sei, der akribisch durchgeplant werden müsse. Alle Bereiche vom Drehbuchschreiben über das Storyboarding bis hin zum Dreh und die Vorbereitungen für die Postproduktion müssten wesentlich intensiver betrieben werden als für die "flachen" 2D-Filme. "Mit den Stereographern befindet sich einen völlig neue Berufsgruppe mit am Set, man braucht mehr Drehtage und ist nicht mehr so flexibel. Das engt viele Regisseure ein", beschrieb Michael Coldewey die neuen Anforderungen. "Im Moment sind noch ganz viele praktische Fragen offen", bestätigte Sebastian Cramer, Geschäftsführer und Gründer des Filmtechnik-Unternehmens Screen Plane.

Thomas Zauner, Consultant und VFX Supervisor der Effektfirma ScanlineVFX, forderte, "möglichst viel in 3D" zu produzieren, um mehr zu lernen und die Technik schließlich zu beherrschen zu können. Dem schlossen sich die restlichen Podiumsteilnehmer an. In Deutschland müsse mehr in 3D gedreht werden, den Filmemachern viele Möglichkeiten gegeben werden, auszuprobieren und zu testen. "Wir müssen Gas geben, um an Projekte zu kommen und zu lernen", erklärte Michael Coldewey. Nur so könne das Know-how in der Branche wachsen und mit der bereits vorhandenen Spitzentechnik mithalten. "3D wird nur dann funktionieren, wenn die ganze Kette an einem Tisch sitzt", fasste Nikolaus Lohmann zusammen.