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ARD und ZDF streiten über Digitalkanäle

ARD und ZDF haben unterschiedliche Ansichten über die Zukunft ihrer Digital-TV-Sender: Auf ihrer Sitzung in Berlin sprachen sich die Intendanten der ARD jetzt für eine grundlegende Reform der Digitalkanäle aus: Durch die veränderte Mediennutzung sei es eine immer größere Herausforderung, alle gesellschaftlichen Gruppen zu erreichen. Diese Aufgaben müsse der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus den ihm bewilligten Mitteln finanzieren. Daher schlägt die ARD vor, die Digitalkanäle durch "intensivere Kooperationen weiter und besser zu profilieren sowie deren Anzahl insgesamt zu reduzieren".

In den vergangenen Monaten hatten sich die Intendanten der ARD schon darum bemüht, mit dem ZDF einen gemeinsamen Jugendkanal zu initiieren. Das ZDF hält unter anderem aus finanziellen Gründen einen Einstieg frühestens Anfang 2017 für möglich. Die ARD möchte dieses gesellschaftlich wichtige Programmvorhaben aber nicht für Jahre auf Eis legen, heißt es dort.

Die ARD schlägt dem ZDF deshalb vor, dass aus den bisher sechs Digitalkanälen mittelfristig drei werden können: Ein gemeinsames Programm für junge Menschen (14 bis 29 Jahre) könnte auf Basis der bisherigen Kanäle EinsPlus und ZDFkultur entstehen. Das gemeinsame Programm für jüngere Erwachsene (30 bis 49 Jahre) könnte aus den beiden Digitalsendern EinsFestival und ZDFneo gestaltet werden. Im Informationsbereich könnte die Zusammenarbeit von tagesschau24 und ZDFinfo zu einem gemeinsamen Nachrichtenkanal führen. Dies bietet zugleich die Chance zu einer weiteren Profilschärfung der schon bestehenden Gemeinschaftsprogramme Phoenix und 3sat. Der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor hat die Grundzüge des Konzepts seinem ZDF-Kollegen Thomas Bellut telefonisch erläutert und ihm weitere Gespräche angeboten.

ZDF weist ARD-Vorschläge zurück

Das ZDF weist die ARD-Vorschläge zur Zukunft der Digitalkanäle allerdings zurück. Es sei zwar nachvollziehbar, "dass sich die ARD am Erfolg der ZDF Digitalkanäle ZDFneo und ZDFinfo beteiligen möchte, die beide mit 0,9 und 0,6 Prozent Marktanteil weit mehr Zuschauer erreichen als die Digitalableger der ARD", heißt es in Mainz. Das ZDF sieht in dem Vorschlag aber keine Sparpotentiale, sondern lediglich "kompliziertere Strukturen". Das ZDF habe durch die bereits erklärte Bereitschaft auf ZDFkultur zu verzichten, deutlich gemacht, "dass es bereit und in der Lage ist, Einsparungen im eigenen Verbund zu realisieren" und erwarte Gleiches auch von der ARD.

Die Mainzer lehnen daher den Vorschlag der ARD ab und regen im Gegenzug an, über eine andere Aufgabenverteilung nachzudenken. Danach könnte die Zielgruppe der Jugendlichen mit einem Jugendkanal der ARD versorgt werden, während das ZDF mit den Informations- und Unterhaltungsangeboten in ZDFneo und ZDFinfo stärker die 30- bis 50-Jährigen adressiert. Grundsätzlich bedürfen solche weitreichenden Veränderungen der bestehenden gesetzlichen Programmaufträge einer intensiven Diskussion und Abstimmung mit den Bundesländern und den Gremien, erklärt das ZDF.