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Zeitungsverleger kritisieren deutsche 'Huffington Post' als Gratiszeitung


Die deutschen Zeitungsverleger sehen den bevorstehenden Markteintritt der 'Huffington Post' kritisch. Das Projekt sei vergleichbar mit dem Start einer Gratiszeitung und damit ein Angriff auf alle Versuche von Verlagen, Bezahlmodelle für digitale publizistische Angebote zu entwickeln, erklärte der Vize-Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Vorstand Welt-Gruppe und Technik der Axel Springer AG, Jan Bayer, beim Kongress 'Zeitung Digital' von BDZV und Weltverband der Zeitungen WAN-IFRA heute in Frankfurt am Main. Christoph Schuh, Vorstand der Tomorrow Focus AG, die mit der 'Huffington Post' kooperiert, erklärte, dass zunächst mit 15 Redakteuren gestartet werde. Es gebe eine enge Kooperation mit der 'Focus'-Redaktion. Zudem sei wichtig, dass in Deutschland eine 'Blogger-Community' aufgebaut werde, denn diese sei ein wesentlicher Teil des integrierten Ansatzes der 'Huffington Post'. In den USA beschäftige das Nachrichtenportal 400 Redakteure und 30.000 Blogger. Täglich würden unter Hinzunahme von nutzergenerierten Inhalten rund 1.600 Geschichten veröffentlicht.

FAZ-Herausgebers Frank Schirrmacher sprach über die Zukunft des Journalismus. Er warnte vor den gesellschaftspolitischen Folgen eines sich abzeichnenden "Echtzeit-Journalismus", der automatisiert sei und von Maschinen gesteuert werde. Er sehe die Gefahr, dass Journalismus ebenso wie die Finanzbörsen zu Segmenten einer automatisierten Gesellschaft werde. Umso wichtiger sei die künftige Rolle von reflektierendem und analytischem Journalismus, der von individuellen Autoren komme und nicht über Algorithmen generiert werde. Journalismus stehe für Vertrauen, das Maschinen nicht liefern könnten. Darin liege die große Chance. Der gedruckten Zeitung sprach der Schirrmacher auch für die Zukunft eine wichtige Rolle zu: Im Jahre 2020 werde sie womöglich das einzige moderne Medium sein, "das nicht kontrolliert werden kann".

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Margit Mair 20.06.2013