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"Das intellektuelle Energiezentrum des Landes": Nachrufe auf FAZ-Mitherausgeber Frank Schirrmacher


Die Nachricht vom plötzlichen Tod des FAZ-Mitherausgebers Frank Schirrmacher (Foto) hat ein breites Echo in Medien, Politik und Kultur ausgelöst. Zahlreiche Nachrufe unterstreichen die Bedeutung des renommierten Journalisten. So würdigte Axel Springer-Chef Dr. Mathias Döpfner Schirrmacher für seine Verdienste um die deutsche Medienlandschaft und als Freund. "Er hat in den letzten drei Jahrzehnten den deutschen Journalismus geprägt wie kein anderer", schrieb der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE. "Er war das intellektuelle Energiezentrum des Landes. Sein Weg war begleitet von Bewunderung und Neid. Er war ein wunderbarer Freund. Ihn zu verlieren, ist unfassbar."

'Handelsblatt'-Herausgeber Gabor Steingart erklärte: "Jeder ist ersetzbar, heißt es immer. Im Falle von Frank Schirrmacher stimmt das nicht. Sein plötzlicher Tod - im Alter von nur 54 Jahren erlag er gestern einem Herzinfarkt - hinterlässt keine Lücke, sondern einen Abgrund. Ohne Vorwarnung hat uns der kluge Kopf unserer Generation verlassen. Noch ist da gar kein Schmerz, nur Taubheit. Der FAZ-Mitherausgeber war ein Ausnahmejournalist: besessen, widersprüchlich, neugierig, wobei die Betonung hier auf gierig liegt. Er sog das Neue wie ein Süchtiger in sich auf, die frisch destillierte Erkenntnis berauschte ihn, das Undeutliche und Rätselhafte trieb ihn über sich selbst hinaus. In Erkenntnis sichernder Absicht benutzte er dabei auch eine in Vergessenheit geratene Kulturtechnik: die des Zuhörens. Und das in einer Zeit, in der alle immer auf Sendung sind."  

FAZ-Mit-Herausgeber Berthold Kohler: "Wir sind tief erschüttert und fassungslos. Das ist ein entsetzlicher Verlust für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Frank Schirrmacher war ein großer Journalist, der mit seinen Texten wichtige Debatten in Deutschland angestoßen hat. Im Herausgeberkreis hat er mit seinen Ideen und seiner Energie immer wieder Impulse für die Entwicklung der Zeitung gegeben. Wir werden ihn als Kollegen und Persönlichkeit sehr vermissen."

Der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor sagte: "Frank Schirrmacher war ein scharfsinniger Analytiker gesellschaftlicher und medialer Prozesse. Deutschland verliert einen herausragenden Publizisten und Vordenker."

Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: "Mit Dr. Frank Schirrmacher verlieren wir einen der bedeutendsten Journalisten Deutschlands. In seinen Artikeln, Essays und Büchern zeigte sich der Mitherausgeber und Feuilletonchef der FAZ als unermüdlicher und stets hellwacher Seismograph der gesellschaftlichen Entwicklung. Frank Schirrmacher war Auslöser und radikaler Gestalter internationaler Debatten. Als Mitglied des Think Tanks 'The Edge' diskutierte er Aspekte der Digitalisierung, bevor sie in Deutschland Öffentlichkeit fanden. So ist es ihm maßgeblich zu verdanken, dass Themen wie Big Data und Demographie, der Überwachungs-Staat und die Algorithmen-Kritik ein öffentliches Forum fanden und auf breiter gesellschaftlicher Basis diskutiert werden. Zuletzt stieß Schirrmacher mit Beiträgen im FAZ-Feuilleton eine Debatte um die Monopolmacht von großen Internetkonzernen an. Ihn beschäftigten dabei die Selbstbestimmung des Individuums und die Freiheit des Menschen. Sein Plädoyer für die Autonomie des Einzelnen von der Maschine war ein zutiefst humanistisches Anliegen."