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Studie: Googles Fördermillionen schaffen Ungleichgewicht in der Medien-Branche

(Foto: Otto Brenner Stiftung/Kwennie Cheng)
(Foto: Otto Brenner Stiftung/Kwennie Cheng)

Die Wissenschaftler und Journalisten Ingo Dachwitz und Alexander Fanta haben in der Studie 'Medienmäzen Google. Wie der Datenkonzern den Journalismus umgarnt' analysiert, wie und warum Google seit 2013 mehr als 200 Millionen Euro an europäische Medien verschenkt hat und welche Auswirkungen diese Zuwendungen auf die Unabhängigkeit der deutschen Medienlandschaft haben. Finanziert wurde die Studie von der Otto Brenner Stiftung (OBS) und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).

Die Ergebnisse basieren auf einer Datenanalyse der mehr als 140 Millionen Euro, die Google im Rahmen der Digital News Initiative (DNI) zwischen 2015 und 2019 an 645 Innovationsprojekte europäischer Verlage ausgeschüttet hat und auf 25 anonymisierten Interviews mit Manager und Digitaljournalisten deutscher Nachrichtenmedien wie 'Der Spiegel', Zeit Online und 'Frankfurter Allgemeine Zeitung'. Ergänzt wird die Untersuchung durch eine Umfrage unter einigen deutschen Medien zur Nutzung von Google-Produkten sowie einem Interview mit den Schlüsselfiguren in Googles europäischer Nachrichteninitiative.

Förderprogramme als Reaktion auf medienpolitischen Druck

Laut den Studienautoren lässt sich durch eine Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte von Googles Förderprogrammen eindeutig zeigen, dass sie als Reaktion auf den immer stärker werden medienpolitischen Druck der Verlage in den 2010er Jahren entstanden sind. Googles erster Medien-Fonds entstand in Frankreich und sollte dort eine Debatte um die Beteiligung der Verlage an Googles Werbeeinnahmen beenden. Auf dieses 60 Millionen Euro Programm folgte die Digital News Initiative, deren Fonds 140 Millionen Euro in ganz Europa ausgeschüttet hat. Die befragten Medienvertreter beschreiben Googles Initiativen fast einhellig als PR-Maßnahme, die das Ziel hat, das zerrütte Verhältnis mit den Medien zu kitten und eine Regulierung abzuwenden.

Die Datenanalyse des DNI-Fonds kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Googles Millionen in Deutschland und Europa nicht gleichmäßig verteilt wurden, sondern ein Ungleichgewicht anhand vorherrschender ökonomischer Strukturen schaffen. So ist der Großteil der Mittel in westeuropäische Länder mit ihren umsatzstarken Medienbranchen geflossen. Auf Platz eins der Empfängerländer liegt mit 21,5 Millionen Euro Deutschland. Es folgen Frankreich (schätzungsweise 19,5 Millionen Euro) und das Vereinigte Königreich (schätzungsweise knapp 15 Millionen Euro). Als einziges Land aus der Region Zentral- und Osteuropa hat es Polen in die Top 10 geschafft.

Das Feld der Empfänger wird dabei von etablierten, kommerziellen Medien dominiert. Während nur etwa fünf Prozent der DNI-Mittel an nichtprofitorientierte Medien flossen (etwa 6,5 Millionen Euro), gingen knapp 75 Prozent an kommerzielle Medien (gut 100 Millionen Euro).

Journalistische Start-ups profitieren nicht

Dem Innovationsnarrativ zum Trotz ist die News Initiative kein Konjunkturproramm für journalistische Start-ups. Wie die Studienautoren herausfanden, sind 54 Prozent der geförderten Organisationen älter als 20 Jahre. Sie erhielten den Großteil der Mittel, während Organisationen, die nach 2010 gegründet wurden, überwiegend kleine Förderungen bis maximal 50.000 Euro erhielten.

Regionalverlage sind unterrepräsentiert

Die Detailanalyse für Deutschland legt zudem offen, dass nicht nur publizistische Neugründungen und Not-for-Profit-Medien, sondern auch Regionalverlage unterrepräsentiert sind. Nur vier der 28 hierzulande geförderten Großprojekte mit einem Volumen von bis zu einer Million Euro gehören zu Regionalverlagen. Die Liste der Top-Empfänger-Medien wird angeführt von der 'Wirtschaftswoche', der Deutschen Welle und dem 'Handelsblatt', die laut Studienautoren jeweils bis zu zwei Millionen Euro von Google erhalten haben könnten.