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Zeitschriftenverlage

MFVP : "Die Situation ist extrem schwierig"

Die Zeitschriftenverlage in Deutschland haben das äußert herausfordernde Geschäftsjahr 2022 mit einem Gesamtumsatz von 19,3 Milliarden Euro über alle Gattungen – Publikumspresse, Fachpresse und konfessionelle Presse – abgeschlossen. Damit bleiben die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr (2021: 19,4 Mrd. Euro) auf einem stabilen Niveau. Das teilte der Medienverband der freien Presse (MVFP) mit Sitz in Berlin heute (18.4.2023) in einer digitalen Pressekonferenz mit.

Entscheidend für die aus Sicht der Branche erfreuliche Entwicklung war das zweistellige Umsatzplus bei den sonstigen Geschäftsfeldern sowie der weitere Anstieg der Digitalerlöse. Bei den Publikumstiteln gab es Rückgänge in den Geschäftsbereichen Print-Anzeigen und Print-Vertrieb von 3,5 Prozent bzw. 4,0 Prozent. Das gute Umsatzwachstum beim digitalen Werbegeschäft (+10%), im Digitalvertrieb (+15%) und bei Paid Content (+12%) konnten dabei die Erlös-Rückgänge, vor allem aber die massiven Kosten-Steigerungen nicht ausgleichen.

Die Schickler Unternehmensberatung hat bereits zum fünften Mal im Auftrag des MVFP die Umsatzerlöse der Mitgliedsverlage in den Bereichen Veranstaltungen, Bildung, Software sowie Services, Stellen- und Transaktionsplattformen ermittelt. Demnach haben sich 2022 die Umsätze in nahezu allen Bereichen erneut erhöht. Insgesamt erwirtschafteten die Verlage mit den sonstigen Geschäftsfelder 4,91 Mrd. Euro nach 4,42 Mrd. Euro in 2021 (+11 %). Den weitaus größten Anteil machten mit 2,40 Mrd. Euro (2021: 2,54 Mrd. Euro) die Transaktionsplattformen wie E-Commerce, Vergleichsportale und Online-Rubriken-Märkte aus. Über den Bereich Bildung wurden Umsätze in Höhe von 263 Mio. (2021: 202 Mio.) Euro, über Veranstaltungen 145 Mio. Euro (2021: 58 Mio. Euro) sowie über Stellen-Plattformen 1,22 Milliarden Euro (2021: 853 Mio. Euro) erzielt. Das Geschäftsfeld Software und Services steigerte seinen Umsatz auf 872 Mio. Euro (2021: 771 Mio. Euro).

Investitionen in Audio, Video und Sonderpublikationen

Für das laufende Geschäftsjahr 2023 erwarten die an der Umfrage teilnehmenden Zeitschriftenverlage, die über zwei Drittel des Branchenumsatzes repräsentieren, nur eine durchwachsene Entwicklung. Deutlichen Umsatz-Steigerungen bei Paid Content (+17 Prozent), im digitalen Werbegeschäft (+16 Prozent), im Digital-Vertrieb (+12 Prozent), beim Brand Business (+8 Prozent) sowie bei Veranstaltungen (+ 14 Prozent) stehen erwartete Rückgänge im Print-Werbegeschäft von -3,8 Prozent und -3 Prozent im Print-Vertrieb gegenüber. Um zusätzliche Umsätze zu generieren, planen 56 Prozent, neue journalistische Digitalangebote auf den Markt zu bringen, 49 Prozent neue Audioangebote und 31 Prozent neue Videoformate wie Short-Clips. In neue Printprodukte wollen Medienhäuser auch weiterhin investieren. So plant ein Drittel neue Print-Sonderausgaben und ein Viertel neue periodische Printtitel zu launchen.

Um die Auswirkungen von Inflation und Kostensteigerungen besser abfedern zu können, planen fast alle Verlage (96 %) für dieses Jahr Preiserhöhungen für ihre Produkte. Jeweils 87 Prozent wollen die Digitalisierung weiterer Geschäftsbereiche bzw. die Steigerung der Digital-Erlöse vorantreiben. Den enorm gestiegenen Papierpreisen wollen laut der MVFP-Trendumfrage 41 Prozent durch die vermehrte Umstellung auf digitale Ausgaben und 59 Prozent durch eine Anpassung der Auflagenstruktur begegnen.

Journalistische Angebot der Verlage gehen sukzessive zurück

Bis zu einem Drittel aller Zeitschriften in Deutschland sieht der MVFP in ihrer Existenz gefährdet. Der MVFP-Vorstandsvorsitzende Philipp Welte geht davon aus, dass das journalistische Angebot der Verlage sukzessive zurückgehen wird, da die Grenzen der Wirtschaftlichkeit bei einigen Titeln bald erreicht werden. "Die Situation ist extrem schwierig", so Welte. Um die Vielfalt der Presselandschaft zu erhalten, forderte der Verband die Bundesregierung erneut dazu auf, eine diskriminierungsfreie Presseförderung auf den Weg zu bringen. Welte rechnet allerdings damit, dass dieses Vorhaben im Verlauf des Jahres von der Politik umgesetzt wird. In dem Zusammenhang warnte MVFP-Hauptgeschäftsführer Stephan Scherzer vor Werbeverboten, die er als Angriff auf die Pressefreiheit und Medienvielfalt verurteilte.

 

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Margit Mair 18.04.2023