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Gastbeitrag
Virtuelle KI-Assistenten werden zum Alltagsbegleiter
Spätestens seit dem Launch von ChatGPT beschäftigte Marketingverantwortliche die Frage, wie sie KI-Anwendungen für sich nutzen können. Hier kommen KI-Assistenten ins Spiel. Sie sind kosten-günstig, effizient und können menschlichen Mitarbeiter:innen Routineaufgaben abnehmen. Zudem lassen sich KI-Assistenten zur Marke passend personalisieren und zu Botschafter:innen machen – auch in virtuellen Umgebungen. Diese können mit Konsument:innen inter-agieren, Fragen beantworten und sie beraten, was zu einem personalisierte Markenerlebnis führt.
KI-Assistenten werden smarter
Mit den Fortschritten beim maschinellen Lernen und der Verarbeitung natürlicher Sprache werden KI-Assistenten immer intelligenter und sind in der Lage, komplexe mensch-liche Interaktionen zu verstehen. Heute können sie sinnvolle Gespräche führen, Sprachmuster erkennen und sogar lernen und sich an die Präferenzen der Benutzer:innen anpassen. Der Verbesserungseffekt zeigt sich beispielsweise auch bei Apples Siri: Anstatt auf Benutzerbefehle zu warten, ist Siri heute mit einer pro-aktiven Vorschlagsfunktion ausgestattet, die die Bedürfnisse antizipiert. Darüber hinaus wurde die Integration von Siri mit Apps und Diensten von Drittanbietern über die Zeit immer robuster.
Christian Waitzinger ist Chief Experience Officer bei der Plan.Net Group. Er hat ein tiefes Verständnis von Strategie, Konzeption und Kundenbedürfnissen. Bei Plan.Net bietet er seinen Kunden ein ganzheitliches Customer Experience Management an - Foto: Plan.Net/Serviceplan
Yves Bollinger ist General Manager der Plan.Net Studios und unterstützt seine Kunden bei der Transformation ins digitale Zeitalter. Im Fokus stehen Strategie, Consulting, Strategy, Konzept, kreative und technische Umsetzung, Aktivierung und Community-Aufbau - Foto: Plan.Net Studios/Serviceplan
Die Anwendungsbeispiele umfassen heute sämtliche Bereiche unseres Alltags. Die virtuelle Assistentin "Clara" verwaltet zum Beispiel die Terminplanung. Setzt eine Userin oder ein User in einer E-Mail Clara in cc, kümmert sie sich um alle Folge- E-Mails bis hin zur Kalenderorganisation. Im Bildungsbereich hilft "Elsa Speak" dabei, die eigenen Englisch-kenntnisse zu verbessern: In der Rolle einer Tutorin gibt sie in einer echten Konversation Feedback zu Aus-sprache, Vokabular und Grammatik. Auch als Finanz-, Mode-, Beziehungs-, oder Gesundheitsberater sind virtuelle Assistenten bereits im Einsatz.
Noch sind die meisten KI-Assistenten mit einer Spezialfähigkeit ausgestattet und nicht universell einsetzbar. Das führt zu einer Vielzahl an Applikationen, die Nutzer:innen zur Lösung eines bestimmten Problems heranziehen. Die Herausforderung liegt in den Anforderungen, die eine "Super-App", eine virtuelle KI-Assistenz für alle Lebenslagen, erfüllen muss. Eine solche müsste auf verschiedenen Betriebssystemen und Geräten funktionieren, robuste Sicherheitsmaßnahmen und Datenschutzpraktiken verfolgen und sich in Drittanbieter-Diensten integrieren lassen.
Rufe nach Regulierung von AI werden lauter
Für die meisten Menschen steht die Bequemlichkeit als Schlüssel-aspekt der Nutzung im Vordergrund. Und das nicht nur bei eher banalen Tätigkeiten wie Einkaufen, sondern auch bei sehr persönlichen Themen wie Beziehungsfragen, Lebens- und Karriereplanung und sogar bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Laut einer Verbraucherumfrage von Capgemini würden sich weltweit zwei Drittel der Menschen in diesen Fragen von KI-Assistenten beraten lassen. Auf der anderen Seite ist das Bewusstsein der Verbraucher über die Verwendung und den Schutz ihrer persönlichen Daten wenig ausgeprägt. Auch ethische Bedenken im Zusammenhang mit KI sind wenig entwickelt: Nur etwa die Hälfte der Menschen sorgt sich um Falschinformationen, Deepfakes und KI-orchestrierte Kampagnen. Noch weniger Verbraucher:innen (30 Prozent) sorgen sich darum, dass KI-Systeme die Informationen, mit denen sie gefüttert werden, für unlautere Zwecke nutzen könnten, etwa um Nutzerprofile zu erstellen mit der Absicht, Betrug oder andere kriminelle Aktivitäten zu begehen.
Hier greift der Staat regulierend ein. Der EU AI Act wird 2025 kommen und einen Rahmen für den gesellschaftlichen Umgang mit KI bieten. Unternehmen müssen sich also mit der Entwicklung von konformen Anwendungen beschäftigen, um Benutzerinformationen vor unbefugtem Zugriff zu schützen.
Auch die ethische Dimension im Umgang mit KI wird zur zentralen Frage. Da KI-Assistenten immer häufiger in virtuellen Umgebungen eingesetzt werden, sollten Transparenz und Rechenschaftspflicht bei KI-Entscheidungen Vorrang haben, um Vorurteile und Diskriminierung zu vermeiden. Es braucht Richtlinien und Vorschriften, um den verantwortungsvollen Einsatz von KI-Assistenten im Metaversum sicherzustellen und Fairness, Inklusion und Respekt für die Rechte Einzelner zu fördern. Hier sollten Marken mit gutem Beispiel vorangehen und ethische Überlegungen berücksichtigen. Denn in diesem Umfeld wird Trust zur wichtigsten Währung.
Was bringt die Zukunft?
Mit der Weiterentwicklung der KI werden virtuelle Assistenten noch selbständiger werden und aus früheren Interaktionen lernen, Aufgaben vorherzusehen und ohne Aufforderung auszuführen. Kurz gesagt: KI-gestützte virtuelle Assis-tenten lernen uns künftig noch besser kennen und können so individuellere Hilfe anbieten.
Zudem werden sie noch intuitiver und nahtloser in virtuelle Umgebungen integriert werden. Dank Augmented Reality und Mixed Reality werden KI-Assistenten auf immersivere Weise mit Benutzer:innen interagieren und die Grenzen zwischen der physischen und digitalen Welt verwischen. Die Zukunft hält grenzenlose Möglichkeiten für KI-Assistenten bereit, die Marketing-verantwortliche dafür nutzen sollten, ihre Brand Experience zu verbessern.
Eine Herausforderung bleibt in näherer Zukunft eine wirklich menschenähnliche Interaktion und empathisches Verständnis des Gegen-übers. Dies erfordert weitere Fortschritte bei der Verarbeitung natürlicher Sprache und den kognitiven Fähigkeiten. Darüber hinaus müssen ethische Überlegungen wie Voreingenommenheit und Transparenz bei der KI-Entscheidungsfindung berücksichtigt werden, um eine faire virtuelle Interaktion zu gewährleisten. Sind diese Hürden genommen, ist ein Zukunftsszenario, in der jede:r einen persönlichen KI-Assistenten hat, durchaus realistisch.
Claudia Bayer 04.01.2024