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Deutsch New York und Hill Holliday gehören jetzt zur neuseeländischen Attivo-Gruppe

Deutsch New York und Hill Holliday gehören jetzt zur neuseeländischen Attivo-Gruppe

Agenturverkauf

IPG trennt sich von weiteren Kreativ-Agenturen

Die IPG Werbeholding will sich fortan mehr auf ihre technischen Kompertenzen fokussieren und hat zwei ihrer Kreativagenturen verkauft. Die Rede ist von den Kreativagenturen Deutsch New York (D.NY) und Hill Holliday. Erstere gehörte seit 2000 zur IPG, Letztere seit 1998.

In die Bresche gesprungen ist die erst 2020 in Neuseeland gegründete Agenturgruppe Attivo Group, die sich seit ihrer Gründung unter der Führung von Cam Murchison sehr umtriebig in Sachen Agentur-Aufkäufe zeigt. Zur Attivo Group gehören seit ihrer Gründung Kreativschmieden wie Farrimond, Harvey Cameron und die Gorilla Studios. Im Jahr 2021 übernahm Attivo von IPG eine Mehrheitsbeteiligung an der Kreativ-Agentur 303 MullenLowe Australia und beteiligte sich an den lokalen Aktivitäten von Mediahub. Jetzt sind Deutsch New York und Hill Holliday dazugekommen. Deutsch LA verbleibt hingegen laut IPG zu 100 Prozent unter ihrem Dach und soll auch weiterhin die Unterstützung erhalten, die es braucht, um die Agentur auf ihrem aktuellen hohen Kreativ-Niveau zu halten.

Aber auch Deutsch New York und Hill Holliday sollen nicht ganz allein gelassen werden und in Zukunft weiterhin Zugriff zu vielen Ressourcen der IPG haben. 

Dass sich hinter dem Deal eine Reaktion auf die aktuelle wirtschaftliche Situation verbergen könnte, weist IPG von sich. "Wie in den Gewinnmitteilungen erwähnt, überprüft IPG regelmäßig sein Portfolio, um nach Möglichkeiten zu suchen, seine Struktur zu vereinfachen und das Unternehmen besser auf Wachstumsbereiche auszurichten. Und obwohl DNY und Hill Holliday weiterhin Wert und Kreativität für Marken liefern, überschneiden sich ihre Kompetenzbereiche mit den bereits vorhandenen Vermögenswerten innerhalb der Holding", heißt es in einer Mitteilung zum Verkauf. Vielmehr betont IPG-CEO Philippe Krakowsky, dass Cam Murchiston und sein Attivo-Team mit der Übernahme der beiden Agenturen die partnerschaftlichen Beziehungen voranbringen werden: "Attivo ist ein vertrauenswürdiger Partner, mit dem wir in den vergangenen Jahren erfolgreich Affiliate-Beziehungen in anderen Weltregionen geführt haben. Seit 2020 operieren Deutsch LA und D.NY als getrennte Marken und Unternehmen, so dass dieser Schritt in Bezug auf D.NY eine natürliche Entwicklung in diesem Prozess ist."

Über das Volumen des Deals ist bislang nicht nach außen gedrungen. Günstig wird für Attivo aber nicht gewesen sein. Schließlich hat sich die Agenturgruppe nicht nur mit Deutsch New York, die sich seinerzeit mit seiner Arbeit für Snapple, die dafür sorgte, dass sich das Unternehmen in der Getränke-Industrie fest etablieren konnte, einen Namen machte und Kunden wie Anheuser-Busch InBev, Microsoft, Reebok oder die PNC Bank auf ihrer Liste führen und diverse internationale Kreativ-Awards in den Regalen stehen haben, ein Kreativ-Dickschiff an Land gezogen. Auch Hill Holliday gehört nicht zu den Kleinsten der Branche. Die 1968 in Boston gegründete Agentur hat aktuell 225 Mitarbeitende und gehört zu den 20 größten Agenturen Amerikas. Auf deren Kundenliste stehen Namen wie BMW Motorrad Amerika, Novartis und Dunkin Donuts.

Entsprechend kommentiert Cam Murchison: „Wir freuen uns unglaublich, dass Hill Holliday und D.NY zur Attivo-Familie gehören. Beide sind Weltklasse-Agenturen mit einem erstaunlichen Hintergrund, die die Kommunikationslandschaft in den USA enorm positiv beeinflusst haben. Beide Agenturen haben viele ikonische Marken mit jahrzehntelangen Beziehungen, die ihren einzigartigen Fokus auf den Erfolg ihrer Kunden belegen. Die herausragenden Führungskräfte beider Agenturen haben den starken Wunsch, ihr Geschäft weiter auszubauen, und teilen den Unternehmergeist und die Herausforderer-Mentalität von Attivo. Während wir für die Zukunft planen, gibt uns die dynamische Geschäftslandschaft, in der unsere Kunden konkurrieren, die einmalige Gelegenheit, anders zu denken, die Breite und Tiefe unserer Fähigkeiten zu erweitern, unseren Kunden auf noch mehr Arten zum Erfolg zu verhelfen und das Erbe dieser Unternehmen fortzuführen." Dem entsprechend sollen auch Chris Wallrapp, CEO von Hill Holliday, und Val DiFebo, die das Büro von Deutsch New York leitet, - zumindest während des Übergangs - bei ihren jeweiligen Agenturen an Bord bleiben.

Im Hinterkopf hatte er dabei sicherlich auch den WPP-Merge, in dem die Agenturen J. Walter Thompson und VMLY&R zu VML fusioniert wurden, um dem Trend Richtung Digitalisierung gerechter zu werden.

Ein entsprechender Weg zeichnet sich bei der IPG sogar schon länger ab. Unter der Führung von CEO Philippe Krakowsky ist die Werbeholding stetig dabei, seine technologischen Kapazitäten auszubauen. Bereits 2018 – Krakowsky war damals noch Chief Operating Officer – stimmte die Geschäftsleitung dem Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an der Acxiom Corp. für 2,3 Milliarden Dollar zu, wodurch es Zugang zu neuem Fachwissen über die Nutzung anonymer Verbraucherdaten und die Anpassung von Werbespots an Zielgruppen auf der Grundlage dieser Informationen erhielt. Zwei Jahre später, also 2020, stellte das Unternehmen eine neue Einheit vor, die sich ausschließlich der „adressierbaren“ Werbung widmen sollte. Dennoch darf nicht verschwiegen werden, dass der Deal auch etwas mit der Geschäftsentwicklung zu tun gehabt haben dürfte. Laut den Zahlen, die IPG im Oktober 2023 für die ersten neun Monate des Jahres veröffentlichte, musste die Werbeholding beim Netto-Umsatz ein Minus von 0,4 Prozent verbuchen, wobei die USA mit einem Minus von 1,2 Prozent und der Asia-Pazifik-Raum mit Minus fünf Prozent ins Kontor schlugen. Diese Entwicklung wird den Shareholdern der IPG nicht gefallen, zumal sie direkt Einfluss auf die Dividenden und den Aktienkurs haben dürften.