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ProSiebenSat.1 SE: Krisenlage belastet Geschäftsentwicklung 2022


Auf Basis von vorläufigen Zahlen hat die ProSiebenSat.1 Group mit Sitz in Unterföhring im dritten Quartal 2022 einen deutlichen Abwärtstrend verzeichnet. So erzielte das Unternehmen, das ab November 2022 vom Ex-RTL Group-Chef Bert Habets (als Nachfolger von Rainer Beaujean) geführt wird, einen Konzernumsatz in Höhe von rund 921 Mio. Euro (Vorjahr: 1.055 Mio. Euro), ein adjusted EBITDA von rund 118 Mio. Euro (Vorjahr: 162 Mio. Euro) sowie ein adjusted net income von rund 43 Mio. Euro (Vorjahr: 58 Mio. Euro). Die vorläufigen Quartalszahlen reflektieren in den Umsätzen u.a. Entkonsolidierungseffekte von insgesamt 78 Mio. Euro infolge des Verkaufs des US-Produktionsgeschäfts der Red Arrow Studios zum 1. Juli 2022 sowie weiterer veräußerter Portfoliounternehmen. Organisch, also portfolio- und währungsbereinigt, haben sich die Gruppenumsätze im dritten Quartal um rund 9 Prozent reduziert.

Auch für die ersten neun Monaten des Jahres 2022 sind die Zahlen zum Vorjahreszeitraum rückläufig: ProSiebenSat.1 verbuchte auf Basis vorläufiger Zahlen einen Konzernumsatz von rund 2,930 Mrd. Euro. (Vorjahr: 3,04 Mrd. Euro). Organisch belief sich der Umsatzrückgang auf rund 2 Prozent. Das adjusted EBITDA betrug für den Zeitraum von Januar bis September 2022 rund 407 Mio. Euro (Vorjahr: 470 Mio.Euro), das adjusted net income lag bei rund 153 Mio. Euro (Vorjahr: 158 Mio. Euro).

Das Werbegeschäft hat sich deutlich eingetrübt

Im dritten Quartal 2022 war die Geschäftsentwicklung neben den Entkonsolidierungseffekten maßgeblich durch das makroökonomische Umfeld in der DACH-Region beeinflusst, das durch eine anhaltend hohe Inflation und zunehmende Konsumzurückhaltung geprägt war. Infolgedessen hat sich der Außenumsatz des Entertainment-Segments im dritten Quartal organisch1 um rund 9 Prozent reduziert. Insbesondere das für die ProSiebenSat.1 Group wichtige Werbegeschäft hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingetrübt, wobei die Entertainment-Werbeerlöse in der DACH-Region um rund 10 Prozent auf 430 Mio Euro (Vorjahr: 479 Mio Euro) sanken. Hierbei spielte auch das starke Vorjahresquartal eine Rolle: Im dritten Quartal 2021 hatten sich die Entertainment-Werbeerlöse in der DACH-Region klar von den COVID-19-Effekten erholt und einen Anstieg um 21 Prozent verzeichnet. Auch das Commerce & Ventures-Segment, in dem unter anderem die NuCom Group berichtet wird, ist von der Verschlechterung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds in der DACH-Region betroffen. Hier ging der Segment-Außenumsatz organisch1 um rund 8 Prozent zurück.

Schwache Perspektiven im Commerce & Ventures-Segment

Die nun prognostizierte anhaltend hohe Inflation, die Energiepreiskrise und die sich daraus ergebende Konsumzurückhaltung beeinträchtigen zudem die Wachstumsaussichten des Commerce & Ventures-Segments des Unternehmens, da ein Großteil dieser Geschäfte aufgrund ihres Fokus auf Endverbraucher:innen unmittelbar von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig ist. Vor diesem Hintergrund berücksichtigt ProSiebenSat.1 im dritten Quartal 2022 eine "einmalige, nicht zahlungswirksame Wertminderung auf Vermögenswerte", insbesondere Geschäfts- oder Firmenwerte, der im Commerce & Ventures-Segment berichteten zahlungsmittelgenerierenden Einheit NuCom Group in Höhe von rund 300 Mio Euro.

Konzern aktualisiert Finanzziele für das Gesamtjahrjahr 2022

Traditionell ist das vierte Quartal für den Gesamtjahresumsatz und den Ergebnisbeitrag das wichtigste Quartal des Jahres für ProSiebenSat.1 (Q4 2021: adjusted EBITDA in Höhe von 370 Mio. Euro). Aktuell zeichnet sich allerdings im vierten Quartal 2022 ein stärker eingetrübtes gesamtwirtschaftliches Umfeld ab als ursprünglich in der bisherigen Gesamtjahresprognose reflektiert. Vor diesem Hintergrund aktualisiert ProSiebenSat.1 die Finanzziele für das Geschäftsjahr 2022. Der Konzern geht jetzt im Gesamtjahr von einem Umsatz von rund 4,15 Mrd. Euro sowie einem adjusted EBITDA um die 650 Mio. Euro aus. In diesen Erwartungen sind für das adjusted EBITDA des Konzerns negative Konsolidierungseffekte aus der vollständigen Übernahme der Streaming-Plattform Joyn sowie positive Effekte aus Kostenmaßnahmen enthalten. Gleichzeitig geht ProSiebenSat.1 davon aus, dass die hochmargigen Werbeerlöse des Konzerns in der DACH-Region im vierten Quartal um voraussichtlich rund 130 Mio. Euro bzw. rund 17 Prozent unter dem Vorjahr (Vorjahr: 776 Mio. Euro) und auf Gesamtjahressicht um rund 160 Mio. Euro bzw. rund 7 Prozent unter dem Vorjahr (Vorjahr: 2.233 Mio. Euro) liegen werden. Davon sind die Segmente Entertainment sowie Commerce & Ventures betroffen. Das adjusted net income, der adjusted Operating Free Cashflow, der P7S1 ROCE sowie der Verschuldungsgrad2 werden der Aktualisierung der adjusted EBITDA-Erwartung folgend damit unter den zuletzt kommunizierten Zielen liegen.

Bisherige Prognose nicht zu halten

Zuletzt hatte ProSiebenSat.1 unter anderem einen Umsatz von rund 4,375 Mrd. Euro mit einer Varianz von plus/minus 75 Mio. Euro sowie ein adjusted EBITDA von 780 Mio. Euro mit einer Varianz von plus/minus 25 Mio Euro erwartet. Hierbei hatte der Konzern - beim Erreichen des Mittelwerts der Bandbreiten - Werbeerlöse in der DACH-Region im Gesamtjahr auf Vorjahresniveau angenommen. Die Erreichung dieser Finanzziele stand jedoch unter dem Vorbehalt der Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds und des Werbemarkts in der DACH-Region. Eine Verschärfung von Sanktionen, ein Gas-Lieferstopp oder eine Ausweitung des Krieges über die Ukraine hinaus waren nicht in dieser Prognose reflektiert. Die ProSiebenSat.1 Group strebt indes unverändert an, "ihren Umsatz mittel- bis langfristig durchschnittlich um 4 bis 5 Prozent pro Jahr zu steigern, auch wenn das makroökonomische Umfeld diese Wachstumserwartungen aktuell beeinträchtigt".