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'Bild' und 'Welt': Umstellung auf "Digital Only" ist beschlossene Sache

Axel Springer arbeitet bekanntlich seit geraumer Zeit an einer Zukunftsstrategie für seine Flaggschiffe 'Bild' und 'Welt'. Nun teilt der Berliner Medienkonzern mit, dass die beiden News-Marken in einigen Jahren nur noch als rein digitale Angebote fortgeführt werden sollen. Der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner, Claudius Senst, CEO der 'Bild'-Gruppe, und Carolin Hulshoff Pol, CEO der 'Welt'-Gruppe, informierten die Mitarbeiter:innen über einen "strategischen Fünf-Punkte-Plan". Dieser beschreibt, wie die vollständige Transformation zu einem rein digitalen Medienhaus gelingen soll. Dabei soll Sparen und Investieren gleichzeitig erfolgen, um Wachstum und Profitabilität zu sichern. 

Mathias Döpfner bekräftigte: "Unser Ziel ist 'Digital Only'." Jedoch soll die vollständige Umstellung nicht kurzfristig erfolgen. Döpfner weiter: "Print ist heute noch profitabel und für Leserinnen und Werbekunden unverzichtbar. Deshalb wird die komplette Umstellung auf Digital noch einige Jahre dauern. Wir müssen uns aber darauf vorbereiten und die Transformation aktiv in Angriff nehmen."

Umbau der Redaktionen und Verschiebung von Personal und Kosten

Axel Springer habe mit 'Bild' und 'Welt' bereits zwei Phasen der Transformation durchlaufen. Im ersten Schritt wurden Digitalangebote ergänzend zu Printangeboten aufgebaut und im zweiten Schritt digitale Abo-Angebote eingeführt. Döpfner betonte, dass es für die jetzt beginnende dritte Etappe der Transformation die gleiche Entschlossenheit brauche. "Journalismus-Kreation wird zum Kern unseres Tuns. Journalistische Produktion wird zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert", so Döpfner. "Das bedeutet Umbau der Redaktionen und Verschiebung von Personal und Kosten. Diese Veränderung zu verstehen, ist essenziell für die Zukunftsfähigkeit eines Verlages. Überleben wird nur, wer die besten originären Inhalte schafft."

Carolin Hulshoff Pol erklärt. "'Welt' soll die erste journalistische Marke weltweit werden, die von Print kommt, rein digital sein wird und zudem wirtschaftlich erfolgreicher und relevanter als zu analogen Zeiten." So soll die Marke als "pluralistisches Investigativ- und Debattenmedium" gestärkt werden und im digitalen Abonnementgeschäft sowie im Premiumwerbesegment und TV-Bereich wachsen. Der Fokus liegt dabei auf digitalen Abos.

Claudius Senst nannte als Ziel, weiteres Wachstum für die 'Bild'-Gruppe zu erreichen und die Reichweite der Marke vor allem in der Vermarktung einzusetzen. So sollen bis 2026 mehr als 20 Millionen digitale Visits pro Tag auf den Plattformen erzielt werden. 

Stellen werden abgebaut

Beide Markengruppen werden von Media Impact vermarktet; die Vermarktungsorganisation von Axel Springer wird künftig von Christoph Eck-Schmidt und Julia Wehrle geleitet. Deutlich schlanker aufstellen will man die Bereiche Finanzen, Controlling, Personal und Recht unter der Leitung von Ralf Hermanns. Die technologische Produktentwicklung unter Leitung von Samir Fadlallah rückt näher an die Newsrooms, um eine bessere Kooperation zwischen Redaktion und Entwicklern zu ermöglichen.

Döpfner plant, in den nächsten drei Jahren das Ergebnis von 'Bild' und 'Welt' um rund 100 Millionen Euro durch Umsatzsteigerungen und Kosteneinsparungen zu verbessern. Investieren will man vor allem in digitale Projekte, zuallererst in journalistische Qualität und in Technologien zeitgemäßer Produktion.

Der Umbau wird mit einem Stellenabbau verbunden sein. Insbesondere die zentralen Funktionen Finanzen, Controlling, Personal und Recht sind davon betroffen. In den Redaktionen werden vor allem Stellen bei der Produktion und den Funktionen wegfallen, die durch den Einsatz moderner Technologie schlanker oder ganz überflüssig würden. Eine konkrete Zahl, wie viele Stellen der Verlag abbauen will, nannte das Management nicht. Man bemühe sich, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, dazu habe man mit dem Konzernbetriebsrat bereits ein Freiwilligenprogramm verhandelt, heißt es. Bei Reportern, Autoren, Fachredakteuren sollen zumindest keine Jobs wegfallen. 

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Margit Mair 28.02.2023