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RTL Deutschland: tiefe Einschnitte im Zeitschriftenbereich geplant

In einem Interview im RTL-Intranet, dass uns vorliegt, hat sich Bertelsmann- und RTL Group-Chef Dr. Thomas Rabe, der seit dem Abgang von Stephan Schäfer auch Vorsitzender der Geschäftsführung von RTL Deutschland ist, u.a. über die Perspektiven der Zeitschriften-Aktivitäten  am Hamburger Standort (ehemals Gruner + Jahr) geäußert.

Er betonte, dass sich seit Beginn des Krieges in der Ukraine die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland deutlich eingetrübt habe. "Das spüren wir bei den Werbebuchungen und im Verlagsgeschäft bei stark gestiegenen Papierpreisen. Der tägliche Blick in die Nachrichten und auf die neuesten Prognosen zeigt uns, dass die kommenden Monate noch einmal schwerer werden."

Rabe weiter: "In einer solchen Situation müssen wir in der Geschäftsführung aktiv gegensteuern und die richtigen Prioritäten setzen. Bis Ende des Jahres haben wir drei Kernthemen definiert. Erstens das schrittweise Zusammengehen von RTL Deutschland und Gruner + Jahr, um die geplanten Synergien zu heben. Zweitens haben wir das Zukunftsprogramm ONE gestartet, mit dem Ziel, kurzfristig unsere Ergebnisse zu sichern und langfristig unsere Ertragskraft zu steigern. Und drittens werden wir ein Projektmanagement-Office aufbauen."

Rabe ging auch auf die veränderten Interessen der Mediennutzer und deren Folgen ein: "Wir sehen in unserem Kerngeschäft eine massive Verschiebung zur non-linearen Nutzung von Videoinhalten. Darum investieren wir hohe Summen in den Ausbau unseres Streamingdienstes RTL+, in Inhalte, Produktentwicklung, Data, Marketing. Parallel haben wir in den vergangenen Monaten in Summe mehrere Hundert neue Stellen geschaffen, vor allem in diesen Zukunftsbereichen. Die Streaming-Anlaufverluste der RTL Group werden in diesem Jahr bei rund 250 Millionen Euro liegen, der Großteil davon entfällt auf RTL+ in Deutschland."

Für diese Investitionen müsse man Ressourcen neu verteilen, Strukturen hinterfragen. Das Magazingeschäft stehe beispielsweise aktuell besonders unter Druck, hob Rabe hervor. "Darum werden wir das Titelportfolio überprüfen und nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die wirklich synergetisch sind. Zweites Beispiel: Wir investieren pro Jahr deutlich über eine Milliarde Euro in das Programm unserer TV-Sender und RTL+. Wir wollen diese Investitionen auch in Krisenzeiten hoch halten, weil sie die Basis für den Erfolg in unserem Geschäft sind."