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Bertelsmann-Chef Rabe beleuchtet Entwicklung bei G+J. KKR will BMG verlassen


In einem Interview mit dem 'manager magazin' äußert sich Bertelsmann-Chef Thomas Rabe (Foto), 47, jetzt erstmals öffentlich über die gescheiterte Komplettübernahme des Hamburger Verlages Gruner + Jahr, an dem der Konzern bislang 74,9 Prozent hält. Die Verhandlungen mit der ausstiegswilligen Familie Jahr sind laut Rabe aus zwei Gründen fehlgeschlagen: Zum einen sei es "zurzeit ausgesprochen schwierig, ein Verlagshaus zu bewerten, bei dem man nicht weiß, ob sein Ergebnisrückgang temporär oder von Dauer ist". Zum andern hätten "die Vorabveröffentlichung der Gespräche und die Indiskretionen den Abschluss der Transaktion erschwert". Das 'manager magazin' selbst hatte im August erstmals über die Verhandlungen berichtet. "Solche Indiskretionen stellen einen Bruch von Vereinbarungen und von Vertrauen dar", so Rabe.

Als Gründe für die wirtschaftlich schwierige Lage des Hamburger Verlagshauses (im November wurde die Einstellung der 'Financial Times Deutschland' beschlossen) benennt Rabe auch Managementversäumnisse: "Vielleicht war es ein Fehler, dass wir zu lange in den Ausbau traditioneller Printgeschäfte und zu wenig in den digitalen Umbau investiert haben. Vielleicht haben wir auch das Portfoliomanagement nicht intensiv genug betrieben."

Rabe fügte hinzu, dass G+J künftig keinen Sitz mehr im Bertelsmann-Konzernvorstand haben werde: "Wir halten es nicht für zwingend, dass jede Division im Vorstand vertreten ist."

Über den Geschäftsverlauf von Bertelsmann (Umsatz 2011: 15,3 Milliarden Euro) selbst äußert sich Rabe mit Einschränkungen zufrieden: "Unser Umsatz entwickelt sich recht gut. Wir werden insgesamt eine Umsatzmarge von über 10 Prozent ausweisen. Aber wir können uns von der wirtschaftlichen Entwicklung, vor allem in der Euro-Zone, leider nicht abkoppeln." Aufgrund der schlechten Wirtschaftslage vor allem in Südeuropa müssten möglicherweise Wertberichtigungen vorgenommen werden: "Ich glaube, es gehört zu einer vernünftigen Öffentlichkeitsarbeit nach innen und außen, dass man auf Risiken hinweist."

Ob Bertelsmann wie geplant den Vorjahresüberschuss (612 Millionen Euro) erreiche, sei ungewiss: "Beim Konzernergebnis bin ich vorsichtig. Hier ist es noch zu früh für eine sichere Prognose."

Rabe, der seit Anfang des Jahres die Geschäfte des größten europäischen Medienkonzerns führt, will ihn in den nächsten fünf bis zehn Jahren neu ausrichten. Der Finanzbedarf für den Umbau ist groß. Doch die Optionen, genügend Geld aufzutreiben, haben sich verringert, nachdem die Eigentümerfamilie Mohn im Sommer wieder Abstand von einem Börsengang genommen hatte. Rabe lässt keinen Zweifel daran, "dass wir eine Eigenkapitalzufuhr in Milliardenhöhe von außen brauchen, um unsere Ziele zu erreichen. Wenn wir dies nicht auf der Ebene der Obergesellschaft tun, dann werden wir es auf der Ebene der Unternehmensbereiche oder Geschäfte tun". Anders, so Rabe weiter, sei der "Konzernumbau in den Dimensionen, die wir alle für richtig halten, nicht möglich".

Eine Änderung steht offenbar in der Musikrechtesparte von Bertelsmann an. Der Finanzinvestor KKR, der 51 Prozent an BMG Rights Management kontrolliert, will seinen Anteil verkaufen: "Sollte KKR ausscheiden wollen", so Rabe, "dann werden wir wohl die Mehrheit an BMG anstreben, gegebenenfalls mit anderen Partnern."